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B e g i n n
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Gesendet: Dienstag, 26. Januar 1999 13:13:58
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Hi
Heyho,
mein Name ist Christian Steltz, ich lebe, liebe und leide mitten im
Ruhrgebiet. Ältere Kenner meiner Schriften nennen mich desöfteren
einen 'jungen Wilden'. Das heiß nicht, daß ich so ein
Dichter-mit-dem-Schlagring-Typ bin, ich bin ein ganz Netter! (BlaBla)
Ist ja auch egal, zumindest denke ich, daß keine Sammelschrift
herausgegeben werden sollte, ohne daß der Herausgeber vorher
was von mir zu lesen hatte. Deswegen ein paar Gedichte:
Sonntag, 05:13 Uhr
Die drei Stunden
bis zur Frühstückspause
totfahrend
bugsieren müde Busfahrer
ihre containerartigen Gefährte
passagierlos
durch den Morgen der Großstadt.
Bassbebende Blechkisten
befinden sich
auf ihrem programmierten Weg
vom Technotempel zur After-hour.
Hinkend wirrt ein Mann
richtung Bahnhof,
Gedanken zu einem Faden spinnend.
In den Häusern ringsum
liegen beinah tot
die Berufstätigen,
die in ihren Träumen
denselben kurzen Gedanken
haben wie er:
Brötchen!
---
Für die eventuelle Beachtung meiner Worte schon mal vielen Dank
und wenn Interesse besteht, könnte ich auch noch mehr Lyrik zur
Auswahl schicken. Raps sind geil, Style ist geil, doch junge Deutsche
schreiben auch noch was anderes!
Schanke Döhn, Christian Steltz
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Interview
Thomas Hettche im Büchermarkt
(Deutschlandradio).
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Von:
Gerrit Gohlke
Gesendet: Sonntag, 14. Februar 1999 16:39:02
An: null@dumontverlag.de
Betreff: null und abernull
"NULL
freut sich auf Zuschriften und Kommentare unter null@dumontverlag.de."
Ja, doch wo werden die Kommentare bekanntgemacht?
Ich will als USER eine öffentliche Bemerkung zu diesen dunkelgrauen
Albumseiten machen, zu diesem Pflichtfeld der Modernitätsteilhabe,
aus dem als Mitwirkungswille das Wissen herausschweigt, daß
auch die Konkurrenz schon Reststoffe zu
CD ROMs preßt, aber warum meine Antwort auf diese in sich
verschlossenen Monologe nun selbst in der Form der verschwiegenen
Einzelbeichte an NULL?
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Von:
Werner Irro
An: ThomasHettche@csi.com
Betreff: Null
Datum: Fre, 12. Mär 1999 15:10 Uhr
Lieber
Thomas Hettche,
eben sah ich zum ersten Mal Ihre Textsammlung für Dumont im
Netz. (Zuletzt hatte sich dreimal beim Anklicken eines Namens auf
der Karte unfreundlich die Systemabbruch-Bombe gemeldet -) Es macht
Spaß, in den Texten zu lesen. Schade, daß man sie nicht
ausdrucken kann (oder nur bei mir nicht?). Ich gehöre zu den
Lesern, die was sie lesen immer auch haben wollen. Werde trotzdem
dranbleiben. Dies als kleine Rückmeldung mit einem schönen
Gruß an Sie!
Ihr Werner Irro
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Von: byby_Ingo
Gesendet: Montag, 22. März 1999 20:17:50
An: Hanna
Betreff: Hallo Hanna
du
dunkle schöne
des quelltextes
verständnisvolle begleiterin
freundliche
netzmeisterin dieser elektronischen
vergänglichkeit
an irmgards seite
neben hängenden tulpen
deren innerster schein
rosa gelb blaß
dem abend ein mattes Licht bescherte
hier leuchten nur die elektrischen
Augenblicke
schnellsten begreifens
so sitze
ich hier unter
meinem wortspeicher.
oben in der luke klemmen die
verängstigten durch lange
gefangenschaft traumatisierten
monster worte und wagen sich nicht in die freie welt
hinaus
Die Wörter Ernte
in meinem
Wortspeicher
wird durch das Licht
eines lächelnden
Geistes frisch
erhalten bleiben
doch ohne dieses
freundlichen Wesens
Aufmerksamkeit
vertrocknen
die Worte unausgesprochen
so bald der Tag
endet
wie entstehen die gedichte
fallen sie aus dem wortspeicher
in meiner seele
oder quellen sie aus meinem kopf wie ein reis aus dem topf
wo sind sie gewesen in der vergangenheit
waren sie bei dir
und deine begegnung
mit diesen
zeichen der vereinbarung
haben sie zu mir
gebracht
an der Grenze der Aufmerksamkeit
angelangt
sie nicht überschreiten
erstmal besinnung
O.K.
unter meinem Wortspeicher
sitze ich und warte
meine
Spiegelei
blendet mich selbst
byby_Ingo
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NULL
OUVERT. Im Rahmen der erstausgabe
- messe der ideen #2
Gemeinsam mit Dagmar Leupold, Thomas Meinecke, Burkhard Spinnen, Harald
Taglinger und Jana Hensel stellte Thomas Hettche NULL auf der Leipziger
Buchmesse vor. Anschließend öffnete Thomas Meinecke, Autor,
DJ und FSK-Bandleader, seinen Plattenkoffer.
Am 26.03.99 um 21 Uhr im Festsaal der Hochschule
für Grafik und Buchkunst. Wächterstrasse 11 in 04107 Leipzig
(0341 / 2135164).
Hier (studio inferno realvideo broadcast) kann die
Liveübertragung vom 26.3. noch einmal gesehen werden.
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Von:
Heiko
Gesendet: Donnerstag, 1. April 1999 22:20:32
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Das alte Dilemma
Lieber Thomas Hettche,
mit Interesse verfolge ich das Projekt und finde es prima. Leider
muß ich die alte Wahrheit bestätigt finden, daß Lektoren
besser nicht selbst schreiben sollten. Es wirkt zu pflichtbewußt.
Obwohl ich Jo Lendle recht sympathisch finde ...
Viel Spaß Dir und allen, die mitmachen.
Heiko Weyand, Leipzig
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Von: Dr.
Klaus Modick
Gesendet: Donnerstag, 1. April 1999 21:15:15
An: null@dumontverlag.de
Betreff: an hettche et. al.
Hallo, Null füllt sich langsam. Schöne Sternbilder. Ich
wär auch gern ein ausstrahlender Stern dieser Galaxie, nicht
nur ein empfangender. Wie funktioniert die Teilnahme? Biite um Information
oder, wenn das dazu gehört, Einladung.
Beste Grüße
Klaus Modick
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Von:
Matthyas Jenny
Gesendet: Montag, 5. April 1999 19:22:30
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Null
1. Serververbindung konnte nicht hergestellt werden (für Interview
Thomas Hettche)
2. Vielen Dank für das Poesiealbumbildchen aus dem zweiten Schuljahr
(29.3. Andreas Neumeister)
3. Wanderer auf Umwegen, 5.3. Urs Richle = HTTP/1.0 404 Object Not
Found
4. Sehr interessant sind die Privatkorrespondenz an Herrn Hettche
von Bremer und "Lieber Thomas" von Herbst
5. Hettche rief an, auch sehr vielsagendes, hochliterarisches von
Krausser (1.1.)
6. Dagmar Leupold Pustekuss wohl auch aus dem Poesiealbum der ersten
Klasse (22.3.)
7. Selbstverständlich ist jeder Furz in der Literatur Kunst und
Literatur.
8. Das Problem ist nicht das Internet und auch nicht die Jahrtausendwende
und auch nicht NULL.
9. Das Problem scheint der Narzissmus zu sein, und dem naiven Glauben,
dass das Internet eine private Spielwiese ist auf der Schriftsteller
in ihren Spielhöschen Backekuchen spielen dürfen.
10. Als Leser und Betrachter dieses Poesiealbums (vonwegen Anthologie)
für Oberlehrer Hettche kostet mich diese Langeweile viel Surfgeld.
Tschüss NULL
Matthyas Jenny
Basel, 5. April 1999
PS Vor 1984 gabs auch eine Unmenge Anthologien, die interessanteste
war AMOK-KOMA. Aber da gabs ja noch was zu schreiben
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Von:
and.ki
Gesendet:
Mittwoch, 14. April 1999 16:49:23
An:
null@dumontverlag.de
Betreff:
aus der fankurve
liebe
Null (-er/-en/-enden), und weil fußball so ist wie das leben
klingt aus der fankurve: "ohne krausser steigt ihr alle ab, ohne
krausser steigt ihr alle ab" (die melodie wird hierbei als bekannt
vorausgesetzt). denn enttuscht bin ich schon ob der leblosigkeit
die sich bei null eingestellt hat. und wrde helmut krausser nicht
wten ihr httet schon jetzt verspielt.
in
der hoffnung auf einwechslungen und sinnvolle verstrkungen,
ihr
andreas kiewitz
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Von:
Georg Kisek
Gesendet: Samstag, 24. April 1999 08:25:11
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Krausser Text
Sehr geehrte Damen und Herren!
Leider, leider kann ich ihr Projekt "NULL" nicht empfangen,
da mein Browser kein JavaScript lesen kann (zu alte Windowsversion
(3.1.)). Da ich aber Helmut Krausserfan bin, habe ich seine Seiten
direkt aufgerufen. Zu meinem Leidwesen habe ich nur schwarze Seiten
mit den Überschriften empfangen, keinerlei weiteren Text. Was
muß ich da machen (außer mir einen neuen Computer zu
kaufen:-))?
Können Sie mir die Seiten schicken??
Mit der Bitte um eine Antwort, vielem Dank und freundlichen Grüßen!!!
Georg Kisek
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Von: Marianne
Karbe
Gesendet: Donnerstag, 29. April 1999 20:30:18
An: null@dumontverlag.de
Betreff: faksimile: inout
Liebe Redaktion,
ich bin froh, dass ich nur noch selten
derlei Texte entziffern muss.
Es lohnt die Zeit des Scannens nicht, um ins Netz gehängt zu
werden.
Herzlichen Gruß
Marianne Karbe
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Von: Kevin Poppen
Gesendet: Dienstag, 4. Mai 1999 00:07:54
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Gedicht
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich würde mich freuen, wenn sie folgendes Gedicht auf dieser
Homepage veröffentlichen würden:
Der Krieg - Der Krieg
Es war einmal vor langer Zeit,
Da waren die Menschen kriegsbereit.
Um die Weltherrschaft zu erreichen,
Mußten millionen Leben weichen.
Menschlich war nur der Tod,
Den der Krieg den Menschen bot,
Ohne Rücksicht auf Verluste,
Wurd´ getan, was getan werden mußte.
Mußte es den wirklich sein.
Wir wissen heute : NEIN !
Der Krieg diente nur den einen,
- nämlich keinen !
Drum laßt den Krieg der Macht uns bannen,
Und mit ihm die verrückten Mannen.
Doch steh´ stets ein für Menschlichkeit,
Und halt dafür die Flint bereit.
Manchmal ist auch Krieg gerecht,
Wenn es geht ums menschliche Geschlecht.
Um den Bösen Einhalt zu gebieten,
Dienen Waffen um sie umzunieten.
So soll es auch für immer sein,
Denn Freiheit und Glück ist allen gemein.
Drum laßt den Krieg der Freiheit fördern,
Und macht Prozeß mit allen Mördern.
© Kevin Poppen 1999
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Poppen
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Von: Rene Kohl
Gesendet: Donnerstag, 13. Mai 1999 22:53:47
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Wo Recht zu Unrecht wird ...
Zum Text von Joachim Helfer, 10.5.99
1.) "Allein in Bosnien-Herzegowina wurden 200.000 (in Worten:
ZWEIHUNDERTTAUSEND) Ermordete in Massengräbern gefunden
wohlgemerkt nicht von EU oder NATO, sondern von Ermittlern der UNO."
Sind diese Zahlen zu belegen? Nach meinem Kenntnisstand wird für
den Bosnienkrieg von insgesamt 200.000 Toten gesprochen (unterschiedlicher
Nationalität), und nicht, wie der Text zu verstehen gibt, von
200.000 Leichen, die von Serben in Massengräbern begraben wurden.
2.) Es gibt noch mehr Menschen, die die Legitimation der NATO-Angriffe
bestreiten: Genannt seien hier z.B. IALANA (JuristInnen gegen ABC-Waffen,
Sektion BRD der IALANA) www.friedenskooperative.de/themen/inter-44.htm
und Noam Chomsky www.germany.labournet.org/kosovo/chomsky-d.html
3.) Die UN-Charta www.un.org/Depts/german/charta.htm
billigt weder ausdrücklich militärisches Eingreifen bei
Völkermord, noch fordert sie es jedenfalls nicht von
der NATO in der gegebenen Konstellation.
Mit bestem Gruß
René Kohl
Von:
PC-SECOND
Gesendet: Donnerstag, 13. Mai 1999 21:02:19
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Kennenlernen
Hallo Klärchen,
wenn Du Lust hast, dann mail ich Dir eine irre geile Geschichte,
die wir dann wenn Du willst real erleben können.
Bis bald.
Von:
mirko wenig
Gesendet: Donnerstag, 13. Mai 1999 02:16:24
An: null@dumontverlag.de
Betreff: monika weninsky- hoechst unwichtig!
Sehr geehrte Damen und auch Herren!
ich bin ein(e) möchtegernlyriker(in) aus dem schönen jena
und habe keinen namen und auch noch nie ein buch veröffentlicht
und wahrscheinlich noch nicht einmal talent. nun ja, dennoch- nun
werde ich höchst ANMASSEND!!! (sehen Sie es als einen scherz
an)- wollte ich mich erkundigen, ob die Möglichkeit besteht,
im Rahmen ihres Internet-Projektes ein gedicht zu veröffentlichen.
(Tschuldigung). nun ja, ich muß grössenwahnsinnig sein,
habe bereits etliche absagen von etlichen literaturzeitschriften
(ZeitRiss etc.), habe im Thüringer literaturwettbewerb platz
361! -aber, was rede ich? uninteressant! hier ein paar texte:
eine
optische täuschung ?
lang (4 einheiten)
kurz (4 einheiten)
besitzen "lang" und "kurz" nicht die gleiche
ausdehnung?lang (4 einheiten)
sehr kurz (8 einheiten)
besitzt "sehr kurz" nicht die doppelte ausdehnung wie
"lang"?lang (4 einheiten)
sehr sehr kurz (12 einheiten)
nimmt die ausdehnung mit ihrer verkürzung nicht zu?
(eine
KRITISCHE betrachtung der Riefenstahl- ästhetik):
eine nacht mit riefenstahl
bann
blankgewienerte schneewittchenhaut
stahlgegerbte adonismuskeln
schweißtreibend schweißtreibend...
die tore öffnen sich...
bloßgelegt der tempel
die statue der fruchtbarkeitsgöttin
reißt zaghaft ihr engelskleidchen vom leib
schweißgeschunden lächelnd
"tanz mit mir!"
"tauch in mir"
hinauf! hinauf!
"folge mir ins blaue licht!"
"folge mir!"
fuß auf hand
"ich trage keine schuld!"
sagte sie
als ich von den klippen stürzte
vakuum-
safari
ich wuff wuff wollollollte NICHTS schr
eieiei ben.
NICHTS mit si hihihi nn.
si hihihi nnentleert sozusa gack gack gack en.
hahaha hat nicht ge klapp klapp klapp t.
hier, eine zeile NICHTS!:
und selbst DAS ist KEIN VAKUUM!
alle
Gedichte: Monika Weninsky '99 tja, habe ca. 150 derartige gedichte
u. prosastücke geschrieben, wenn interesse besteht (hahaha!),
dann m@ilen Sie mir doch bitte. mit freundlichsten grüßen
monika
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Von: v.Hasselbach
Gesendet: Sonntag, 30. Mai 1999 11:38:28
An: null@dumontverlag.de
Betreff: der herrliche bildschirtm - ein ungefragter Beitrag
Der herrliche Bildschirm
Der
junge Mann sollte mir einen
Computer einrichten. Er zeigte mir stolz
den seinen. Er war schon erstaunlich schnell. Man konnte - fast
- ein Video
damit abspielen. Ach waren das fruchtbare Augenblicke, als die Welt
noch unvollkommen war in dieser Hinsicht. Das Bild schien auf und
floß, fast wie im Film, in eine sich abspulende Stadtlandschaft.
Da, es stockte. Kein Filmriß. Nur ein Bruch, den Bruchteil
einer Sekunde, vielleicht eher ein Sprung, wie in einer Vase.
Schon ging es weiter. Und dann wieder, dieser stockende Verkehr.
Man konnte richtig bewundern, wie der technische Macher des Ganzen
von Erfolg zu Erfolg schritt, von Fortgang zu Fortgang, um die peinlichen
Brüche besser nicht zu erwähnen, die Kehrseite der Medaille.
Na, siehste, es klappte. Man konnte verstehen, wo die Absicht gelegen
hatte. - Nur die Sicht war gestört...
Herrlich, als ich nach Hause fuhr, der Wagen rollte würdevoll
unter klar strahlendem Sternenhimmel durch die Schatten der Alleebäume,
und Haus reihte sich an Häuser am dunklen Ufer des sich mit
der Straße windenden Stromes, überwölbt von den
Uferhügeln,. deren Umrisse nicht abreißen wollten, und
alles, das Fließen, der Fluß, die Reihen nicht enden
wollender Häuser und das sanfte Schaukeln der Baumkronen, das
leise Schwanken der Alleebaumwipfel unter dem klaren, sternenübersäten
Himmelsgewölbe überwölbt durch ein unendliches Ganzes,
das nie abriß: den wunderbaren Strom des Bewußtseins,
der das alles durchfloß und zusammenhielt als ein unendliches
Ganzes und still dahinglitt in makelloser Reinheit des Seins, wie
ein Gewand des Herrgotts, ohne Flicken und Risse, alles einhüllend
und bergend ohne irgend etwas zu berühren und doch still dahinwallend
in unendlicher Pracht.
Wie lächerlich das Gekreische auf dem Bildschirm, diesem winzigen
Guckloch. Wie konnte man sich damit zufrieden geben.
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Von: Markus Wiskirchen
Gesendet: Mittwoch, 2. Juni 1999 22:46:20
An: null@dumontverlag.de
Betreff: 000101000100100000000100000101110000101000000001010
Dringlichkeit: Hoch
Nun. Eine Seite für jeden und alles? Ein Hort von Wort? Eine
Ecke für Kecke? Ein Platz für die Katz? Zeilen zum Teilen?
Mit Sätzen in Fetzen aus Digitalnetzen gesponnener Satz, der
turbomorph via Kabel global wie lokal banal sein Ende auf der Welt
nicht findet weiterläuft ohn' Interrupt als file kaum heil
in Mega-bps schneller durch Drähte huscht schießt Mach
3 dann hier zu landen, wo leibhaftig Augen sehen lesen schreiben
verweilen Zeilen anpeilen an Sätzen feilen und Klänge
teilen.
Doch hört Ihr den Chor, den Chor!
error
error
error
error
erro
err
er
e
.
Von: Erich Nyffenegger
Gesendet: Mittwoch, 2. Juni 1999 18:23:41
An: null@dumontverlag.de
Ein nahender reiter ritt immer weiter
Bis eines tages nicht spät
Er in einen sturm gerät.
Und starb still und heiter.
Es war einst ein bauernkind auf dem lande
Es liebte den gerd aus der stadt
Der etliche häuser hat
Er wollt sie nicht haben es verlief dann im sande
Ein herr, man weiß nicht genau wer
Liebte es zu rauchen
Und im sommer ab und an tauchen
Doch unter wasser atmet man schwer.
Auf höfen in allen landen läßt sichs leben
Nur hier in dem weiler
Steht ein atommeiler
Ich geh dann mal eben.
Das frauenhaus in unserer stadt ist schön
Neulich traf ich die leiterin
Sie haßt männer weiterhin
Ich denk nicht das ich mich dran gewöhn.
In büchern kann man lesen, rauchen ist schädlich
Ich weiß nicht ob es wahr ist
Ich denk man ist auch christ
Und betet nicht unbedingt täglich.
Von: Karsten Tinnefeld
Gesendet: Sonntag, 6. Juni 1999 23:31:36
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Stilleben
sie war wie ein Stilleben
- ein trauriges -
eines das nur auf den einsamen Maler wartet
einer Trauerweide gleich
deren Spiegelbild sich noch fröhlich
im Strom wiegt
ihr aber stand die Zeit sti
für gewöhnlich fangen solche Maler
in den höchsten Wipfeln an
um dann den Stimmungen des Windes folgend
Grünton um Grünton hinab zu ziehen
bei ihr schwankte der Ton nie
der Blick auf eines ihrer Blätter
auf einen Ausschnitt
gereichte voll war sie doch
gleichförmig von Scheitel bis Sohle
kein Maler hätte hier hinaus gefunden
hatte sie sich doch vergraben
wie ein junger Sproß im tiefen Dickicht
wie ein Golf in einer Tiefgarage
Baujahr '87 lindgrün beheizbarer Innenspiegel
dessen Halter - Enddreißiger
Sachbearbeiter in mittlerer Position
kinderlos verheiratet Hund Dachterasse
hinaus auf gepflegte Hinterhofparzelle
zwischen lichtem Graugrün und dumpfem Ocker
täglich pendelte
sie hatte diesen Besitzer
und sie stand jetzt hier am Fluß
doch das Spiegelbild im Wasser
gab die welken Wangen nicht preis
nur
heute abend vergaß sie
unterzutauchen
--
Karsten Tinnefeld
Silence is the perfectest herald of joy:
I were but little happy, if I could say how much.
Von: Ernst Goerlich
Gesendet: Samstag, 5. Juni 1999 18:38:58
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Herrn Th. Hettche
Sehr geehrter Herr Hettche,
Ich schreibe Ihnen, weil ich durch Sie die Adresse eines der "NULL"-Autoren
zu erfahren hoffe.
Zunächst aber möchte ich Ihnen sagen, daß ich die
Idee "NULL" schätze und Ihnen sowie Ihren Mitarbeiten
dankbar bin für die Arbeit, die Sie in dieses Projekt stecken.
Von "NULL" habe ich im Januar erfahren durch eine Sendung
im WDR 3 Kulturmagazin "Mosaik" (Friedrich Riehl) und
schaue seitdem gelegentlich bei Ihnen herein. Ich bedaure die Verwüstungen,
die der Krieg bei NULL angerichtet hat. Nicht um Partei zu ergreifen,
sondern weil mich abstößt, wie einige der Autoren über
andere herziehen. Sorgen Sie dafür, dass das Projekt nicht
an dieser Krankheit zugrundegeht!
Nun zu meinem Anliegen. Unter den Beiträgen schätze ich
besonders die von Katharina Hacker. Da ich ein Buch von ihr vergeblich
gesucht habe, möchte ich sie nun selbst danach fragen. Sind
Sie durch die Autoren ermächtigt, Adressen bekanntzugeben?
Oder würden sie einen Brief weiterleiten?
In zweiten Fall bitte ich um Ihre Brief-Adresse, da ich nicht per
e-mail an die Autorin scheiben will.
Über eine Antwort würde ich mich freuen
und grüße sie herzlich.
Ernst Goerlich
Von: MMagner
Gesendet: Samstag, 5. Juni 1999 17:44:09
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Hi
Ausgehend vom Interview in DIE ZEIT bin ich auf die Seite NULL gestoßen
und
durchaus angetan. Als Miniselbstbetreiber einer literarischen Internet-Seite
(http://members.aol.com/mmagner001 würde es mich reizen, eine
kleine unpolitische Diatribe zu Ihren Jahrestagen beisteuern zu
dürfen. Falls Interesse besteht, bitte kurze
eMail schicken.
Beste Grüße aus Wuppertal
Dr.des. Michael Magner
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Von: Tigchelaa
Gesendet: Mittwoch, 9. Juni 1999 06:36:38
An: null@dumontverlag.de
Betreff: hettche, over !
Jaja, schön das alles, wir schreiben Tagebuch im Internet.
Naja, ist unterhaltsam und lesenswert allemal, aber bei dem Stau
und den zusammen-gefrickelten Websites echt müslig ! Puh, Krausser
muß sich arg Mühe geben sympathisch zu wirken, ansonsten
ist da noch viel Platz für Verbesserung.
Wie wärs mal Konkret mit Buttons für jeden Autor, wo die
Texte dann nach und nach runterpurzeln ? Oder halt nach Monat geordnet
und dann nach Autor. Kann mir nicht vorstellen, daß ich zu
blöd bin, bei den ganzen anderen blöden Webpages hats
auch funktioniert und wir sind ja nicht in Krakau, gelle ? Trotzdem
krieg ich nur nackte Icons auf dieser Page und bin quasi blind auf
den Email-Knopf gestoßen...
Ansonsten, weitermachen, setzen, würde ich sagen.
ciao, Klaas Tigchelaar
Von: Sabine Scho
Gesendet: Samstag, 12. Juni 1999 21:46:14
An: null@dumontverlag.de
Betreff: nullsummensendung
scho, sabine
12-6-99
ein roman beginnt: die meisten menschen
haben ein verhältnis, wenn nicht mit anderen, so doch im mindesten
zu sich selbst. sie begründen es mit einem 'weil', einem 'damit'
und fühlen sich auf diese weise irgendwie im chaos geborgen.
*** kam dieses verhältnis abhanden wie anderen ein schirm.
nun bricht der roman eines selbstverlustes selbstverständlich
ab. ein gedicht beginnt, spurt und verläuft und bricht dann
selbstverständlich ab. ein essay beginnt und bricht kein ende
findend selbstverständlich ab. ein übersetzen beginnt
und hält auf der spur und bricht erst nach jedem wort dann
nach jedem satz dann nach jedem text ab. ein kontext ist keine unendlich
verwobene fläche und bricht ebensogut ab. hinter sich alle
brücken bricht die gleichung ab. ein auge bricht, d.h. ein
mensch bricht ab. etwas zu ende gebrachtes bricht so ab.
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Von: Geck, Frank Dietrich
Gesendet: Montag, 14. Juni 1999 15:41:00
An: 'null@dumontverlag.de'
Betreff: NULL
Ich weiß nicht, ich weiß nicht...
Die Gestaltung ist ja supertrendy, so trendy, dass die meisten sicher
noch gar nicht merken, WIE trendy. Aber Minimalstandards an Lesbarkeit
und Navigation sind leider nicht vorhanden. Egal, viel schlimmer
finde ich, wie einigermassen bedeutende Schreiber das Forum nutzen,
um ihren privatesten Stammtischunfug zu verbreiten. Als geneigter
Leser fühle ich mich nur peinlich berührt und abgestossen.
Texte im Internet zu verbreiten kann doch nicht heissen, Dinge zu
schreiben, die kein verantwortlicher Redakteur je in ein gedrucktes
Medium aufnehmen würde.
Nee, nee, nee...
Von: Ulysse Guldbrandt
Gesendet: Mittwoch, 16. Juni 1999 12:28:15
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Volle Acht Minuten
Acht Minuten
============
Bus Nierenblut Ädernetz
Lagersand Freudenheim Kuppelschall
Führerkoppel Cowboyhut Bad Seegeberg
Ziegelrot Stahlträger
Blechhaut Knochengeschütt Sturmgewehr
Ernste Fresse ziehen Hordenmord
Literaturbuchhandlung Lüsterglas
Ford Bronco Käsekuchen
Heidegger Schwarzkopf
Ich
spreche mich aus
Staccato Finger ausgestreckt
geht vorbei, gelenkige Schöpfkellen
irgendwie - ein Ballett
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Von: jg
Gesendet: Sonntag, 27. Juni 1999 20:07:51
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Projekt Null
Liebe Macher von Null,
es ist interessant in den vielen verschiedenen Texten, mit ihren
unterschiedlichsten Themen und Schreib-Stilen, zu schmökern,
hier und da sich festzulesen und immer
wieder Neues, Überraschendes zu entdecken. Außerdem bin
ich begeistert von der angenehm schlichten und graphisch ansprechenden
Aufmachung Eurer Web-Seiten, die nicht von den Text-Inhalten der
Autoren ablenken, ihnen einfach Raum und Rahmen geben. Ich hoffe
Eure Seiten werden sich weiter mehren und spannend bleiben. Ich
empfinde Sie als Bereicherung des WWWeb!
Viele Grüße
Jan Gattnar
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Von: Garbe
Gesendet: Montag, 28. Juni 1999 12:13:49
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Millenium
Hallo Herr Hettche!
Beim Stöbern auf der "Null"
las ich den Beitrag "Hettche rief an"
Sie haben hier zwar nicht angerufen, aber eine Jahrtausendkurzgeschichte
gibt es von mir auch: DIAVOLINA
Ich schick sie einfach mal.
Es grüßt Sie freundlich:
Dagmar Garbe
Von: Robert Sass
Gesendet: Mittwoch, 30. Juni 1999 15:34:05
An: null@dumontverlag.de
Betreff: ... und morgen wieder zum Dienst (Ein Dialog)
- Wenn er wieder anfängt zu singen, gehn wir rauf und überwältigen
ihn von hinten, okay?
- Und dann?
- Wird er weggesperrt.
- Und dann?
- Dann machen wir Feierabend.
- Und -
- Was und.
- Und morgen?
- Was morgen.
- Wieder zum Dienst?
- Ja. Morgen wieder zum Dienst.
Von: Blumenliebhabernackschnack
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 1999 10:41:20
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Ich
Lieber Thomas Hettche,
hier mein Beitrag:
Von meinem Vater, er säuft
Lach
und lach
und lach
bis der Kummer in der Lache ertrinkt
wie eine junge Katze
von meinem Vater ersäuft
immer kann man nicht lachen
aber jetzt lach Tränen
Papi hat sich tot gesoffen
dein Mund fließt in Abzählreimen
über grüne Hügel hüpfen
nach all den Jahren
man kann nicht immer lachen
muß auch mal Wasser trinken
lach weiter
bis sich die Balken biegen
bis sie brechen
ich lach, du lachst, wir lächen.
Herbert Hindringer
Von:
Bjoern
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 1999 14:56:39
An: null@dumontverlag.de
Betreff: null
Was is denn ich male male im netz. weiß schwärzen. schweiß.
dazwischenagieren katz und mouse spielen. namen neue namen sind
texte
hperhypertexte. null. nullrunden. eins zu null. warum abfall für
alle wenn
auch ich alle bin. völlig alle. alleine.
thanx.
Von:
MANOEM
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 1999 20:28:19
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Ich möchte auch mal gelesen werden!
Nach dem Kärntner Lesefest, dass für mich immer wie Eiskunstlaufen
ist, habe ich beschlossen meine allerersten Geschichten Null zu
senden.
Das erinnert mich an eine Ausbildung, die die allererste war und
Nullserie genannt wurde. Heute ist dies eine riesige Weiterbildungsstätte
und besteht bereits seit
20 Jahren.
Null möge diesen Weg auch gehen.
Vielleicht komme ich ja mit.
Grüße aus Berlin von
Margarete Noack
Von: Ulysse
Guldbrandt
Gesendet: Samstag, 3. Juli 1999 19:42:10
An: null@dumontverlag.de
Betreff: nullaminat
Das Buch gleitet hinten scheuernd. Es schiebt sich. Ich schiebe
es. Autor steht auf, scheuert sein Hosenbein an der geleimten Tischkante,
Büromobiliar, schiebt sich das eigene Reclam-Heftchen in die
Arschtasche seiner Jeans, alte Hose und schon etwas muffig klammgerieben
zwischen feuchter Luft und schweißkaltem Bein, schiebt es
sich da rein, und denkt dann, es gleitet. Buch gleitet. Gleitmittel
wie Gummibänder. Bücher gleiten im Sinne geschmeidig geschmierter
Kondome, manchmal. Das eigene Reclam Heft, laminiert, er kuvertiert
es förmlich hinein in seine rattenpralle Hose und so daß
es dann arschrund oder gar zweigeflügelt den ganzen Hintern
umgreifend in die Ritze gepreßt in der Tasche kleben könnte,
rund um die Backe fassend, wie ein Schalensitz das Buch unter dem
Sitzfleisch, das geht vorn nicht und hinten nicht, und dann geht
es doch. Er läuft dann über die Wiese zur nächsten
Telefonzelle. Das ist jung gedacht. Mit vier ist das so.
Er sieht sich selbst jung denken. Kaugummi in die Arschtasche und
losflitzen, über die Wiese. Gelbe Zelle. Der Autor, er, sieht
den Weg, die Wiese, ekelt sich vor dem ersten Schritt über
die metallene Rabatteneinfassung, fuerchtet die Grasfeuchtigkeit,
Halme in Exkrementen verklebt, oder einfach nur das Knie anheben,
Arbeit an der eigenen Muskulatur, Fragen, wann man an der Zelle
ankommen wird. Geschwindigkeitsschätzungen, eher links an den
Blumen, oder aber mit Sprungvorwitz, etc. Dann der Schweiß
am Hörer. Und dann Margit Lehmann, die qualvolle Langeweile
eines nicht gesprochenen Gesprächs, der Widerstand der eigenen
Stimme und der Widerwille gegen das Atmen, alles in zu kurzer Frist
um etwas zu denken, mit eingezogenen Schultern gelähmt. Dann
lasse ich den Hörer fallen und spüre, wie mir die Hitze
draußen die Luft nimmt. Ohne, daß ich es gemerkt hätte,
ist es Mai geworden. Ohne daß ich es maimerke, ohne daß
ich irgendwie eine textige Markierung anbringen kann, Speckfarbe
auf Eierschalen, Köpfchen raufen, ist es plötzlich hintenrüber,
Textende, und ich spüre, wie mich draußen die Luft nimmt,
voll Juni nun überall, schnell ging das, und leise kreiselt
mein Textchen zum Himmel, Zukunftssterne an meinem Pop-Account,
und unter Schmerzen gehe ich zwischen den Stiefmütterchen nieder
auf die Knie und gebäre einen Roman, einen kleinen nur.
"Hast Du Dir das überlegt?" Heute: Abends eine Lehmann
erdacht.
Von: 100.319816
Gesendet: Sonntag, 4. Juli 1999 04:32:07
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Fragen über Fragen
Hallo,
eigentlich habe ich nur eine Frage....
ich würde auch gerne meine Texte bei euch unterstellen....
; nur ich finde keine LINKS auf eurer seite um dieses zu bewerkstelligen....
vielleicht bin ich allerdings auch einfach nur zu unbedarft, was
das NETZ anbelangt....????
Könntet ihr mir da weiterhalfen ???
Freuen würde es mich schon
GRU? VOLKER
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Von: helfeninGenf
Gesendet: Montag, 19. Juli 1999 18:45:50
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Kameradenflut im Leidgewimmel
Auf dem Rasen alltagslastende Stellen sich legen
abgestuetzt auf der Veranda
Verwunderung blaeht
zusaetzlich ein Mensch dich besucht
werden Haende stillgehalten
fliessen in treue Umarmung
Platz 361 ist nicht schlimm. Koenntest du noch mehr schreiben.
Von: Fouad-Martin Asfour
Gesendet: Donnerstag, 22. Juli 1999 13:41:40
An: null@dumontverlag.de
Betreff: An Hettche Thomas
Lieber Thomas Hettche,
da fällt mir gerade ein, daß mit diesem Projekt eigentlich
du eine andere Art und Weise Buchhändler zu sein, vorstellst.
Viele Grüße aus Wien, mit der Schmiede, der alten, haben
wir noch nicht gesprochen.
Fouad
Von: anna helfenstein
Gesendet: Donnerstag, 22. Juli 1999 22:44:06
An: null@dumontverlag.de
Betreff: null
dich kennt man nicht
stille
ringsumher
stille
nichts als stille
dröhnendes schweigen
schwängert die seele
unheilträchtiger Sturm
dringt in das berstende herz
ahnend das spätere verhängnis
nicht wissend aber den hass
der dich zerbrechen wird
dich Kind
2. Dezember 1998 AH
Von: Frank Schorneck
Gesendet: Freitag, 23. Juli 1999 11:47:31
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Literaturzeitschrift Macondo / Schreibaufruf
Lieber Thomas Hettche,
ich bin Herausgeber des Literaturmagazins MACONDO und würde
gerne auf diesem Weg auf unseren aktuellen Schreibaufruf aufmerksam
machen.
Vielleicht können sie den beigefügten Aufruf an die bei
NULL beteiligten Autorinnen und Autoren weiterleiten? MACONDO ist
ein 100-seitiges Magazin in bibliophiler Aufmachung, einen ersten
Eindruck können Sie sich unter http:/www.txt.de/macondo
verschaffen. Gerne sende ich Ihnen sowie eventuell interessierten
Autorinnen und Autoren aber auch ein Print-Exemplar zu. Leider können
wir für den Abdruck keine Honorare zahlen, aber ich denke,
die Tatsache, daß Jürg Amann, Urs Richle, Ulrike Draesner,
Jörg Uwe Sauer und andere sich gerne an unseren Ausschreibungen
beteiligt haben, spricht dafür, daß wir ein adäquates
Medium für Literatur bieten.
Ich würde mich freuen, wenn Sie uns auf diesem Wege unterstützen
würden, vielleicht erhalten wir ja auch einen Text von Ihnen?
- der Schreibaufruf für die nächste Ausgabe ist beigefügt.
Mit freundlichen Grüßen aus Bochum,
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Von: MANOEM@aol.com
Gesendet: Montag, 26. Juli 1999 07:18:38
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Schade!
Nach dem Kärntner Lesefest, dass für mich immer wie Eiskunstlaufen
ist, habe ich beschlossen meine allerersten Geschichten Null zu
senden.
Das erinnert mich an eine Ausbildung, die die allererste war und
Nullserie genannt wurde.
Heute ist dies eine riesige Weiterbildungsstätte und besteht
bereits seit 20 Jahren.
Null möge diesen Weg auch gehen.
Vielleicht komme ich ja mit.
Grüße aus Berlin von
Margarete Noack
Von: Maxim Loick
Gesendet: Samstag, 31. Juli 1999 03:47:52
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Null
Mein Beitrag zu Null:
Fahrt
Er fährt mit dem Auto auf einer Landstraße, es ist Nacht,
noch Nacht, nur wenige Lichterpaare kommen ihm entgegen, hinter
ihnen sitzt jemand in der Dunkelheit. Er zündet sich eine Zigarette
an, man kann kurz sein Gesicht sehen, es ist grau, seine Augen tränen,
starren angestrengt nach vorne, der Mund ist noch geschlossen, aber
alles in seinem Gesicht zieht nach unten. Für einen Moment
kann man nur den Motor des Autos hören, gleichmäßig,
es geht geradeaus, keine Änderung des Straßenbelags,
keine Schilder, keine entgegenkommenden Lichterpaare, nur die weißen
Streifen in der Mitte der Straße, die am Auto vorbei rasen,
sie scheinen unter dem stehenden Auto hergezogen zu werden. Er muß
nicht beschleunigen oder bremsen, er muß nicht schalten, er
müßte noch nicht mal das Lenkrad halten, er hält
es fest, preßt seine Hände darum. Er dreht die Kassette
wieder um, das hat er schon sehr oft getan, immer die gleiche Kassette
umgedreht.
Die Umgebung kann man noch nicht sehen, die Dunkelheit hat sie verschlungen,
vielleicht gibt es gar keine Umgebung, vielleicht schwebt die Straße
im Vakuum, nur für kurze Zeit, nur in leisen Nächten.
Er öffnet das Fenster einen Spalt, sein Blick bleibt auf die
Straße gerichtet, er nimmt einen letzen Zug von seiner Zigarette,
zerdrückt sie langsam und sorgfältig, prüft, ob auch
der kleinste Partikel Glut erloschen ist, versucht, den Stummel
im Aschenbecher zu versenken, der Aschenbecher ist schon lange voll,
er drückt die Zigarette zwischen die anderen. Für ein
paar Sekunden ist das Auto langsamer geworden. Er dreht die Fensterscheibe
kurz ganz hinunter, seine Haare flattern im Wind, eine Haarsträne
legt sich über sein Gesicht, er streicht sie nicht nach hinten,
er inhaliert ein paar mal tief und lang die frische, kalte Luft,
ein Lichterpaar kommt ihm entgegen, man kann wieder sein Gesicht
sehen, seine Augen sind zusammengekniffen, zwischen ihnen ziehen
sich zwei Falten zur Stirn, es scheint, als ob ein leichtes Lächeln
seine Lippen umspielt.
Es gibt eine Umgebung. Nacht und Tag vereinen sich, ein flüchtiges
Treffen, sie haben nicht viel Zeit für ihre Umarmung, immer
wieder Hoffnung, immer wieder Verlust, gefangen in der Unendlichkeit,
sie haben nie eine Chance zu zweit, sind beide zur Einsamkeit verdammt.
Die Straße wird nun von einer weitgestreckten grauen Ebene
umschlossen, liegt wie ein schwerer Strom in den flachen Feldern,
auf denen nur Nebel wächst.
Es gibt keinen Punkt, an dem sich ein Blick festhalten könnte,
allein die dunklen Scherenschnitte einzelner Bäume oder Bauernhäuser
ragen einsam aus dem Grau heraus. Keine Farben, nur hell und dunkel,
ein düsteres Gemälde ohne Tiefe, zweidimensional. Sein
Blick ist jetzt nicht mehr starr nach vorne gerichtet, er sieht
immer wieder aus dem Seitenfenster, aus dem linken Seitenfenster,
die Welt hat sich erweitert, dehnt sich immer weiter aus, ist nicht
mehr auf das Innere des Wagens reduziert. Das graue Licht legt sich
auf sein Gesicht, legt sich um sein Gesicht, umrahmt seine bleichen
Züge, es schminkt seine Augen mit dunklen Schatten, schnitzt
immer mehr Falten in seine Haut, es entsteht eine Plastik, die absorbiert,
nichts von dem Licht strahlt wieder nach Außen, der kleinste
Partikel Glut scheint erloschen, aber warum sieht dann nach draußen?
Immer häufiger ein leichtes ruhiges Drehen des Kopfes, ein
Umgreifen am Lenker, sogar ein Strecken des Rückens, doch seine
Lippen sind immer noch geschlossen, sanft geschlossen, seine Augen
versuchen unnötige Bewegungen, jedes Blinzeln, jeden Lidschlag,
jedes Zuwenden zu vermeiden. Sieht er das Draußen ? Er scheint
nur zu registrieren, nicht zu bewerten. Ich würde ihm gerne
etwas sagen, weiß nicht, was mich davon abhält. Muß
ich schweigen? Ist es besser, wenn ich nichts sage? Ich überlege
eine Weile, nenne das leere Treiben lassen in meinem Kopf Überlegen,
unfähig, richtig darüber nachzudenken, ich kenne die Antwort
schon und versuche nur, mir eine andere Wahrheit zurechtzubiegen,
es gelingt mir diesmal nicht, es ist zu offensichtlich, ich bin
zu offensichtlich. Nein, Schweigen ist hier nicht neutral, es ist
Schuld, vielleicht bekomme ich mildernde Umstände angerechnet,
vielleicht ist es menschlich nachvollziehbar, aber es bleibt ein
bitterer Nachgeschmack, bleibt Schuld.
In der Ferne wird das Grau durch einen dünnen, hellgelben Streifen
zerschnitten, wird in Himmel und Erde aufgeteilt. Es ist die erste
Farbe, sie wird ihm entgegen gehen, wird alles, was sie auf ihrem
schnellen Weg berührt, verwandeln, wird vorsichtig eine dünne,
zarte Decke über die Welt legen, wird ihn irgendwann erreichen,
doch SIE wird nicht anhalten.
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Von: Andrea Heinisch
Gesendet: Montag, 16. August 1999 20:40:02
An: null@dumontverlag.de
Betreff: InternetProjekt
Ich habe gerade ein wenig in dem NULL-Projekt herumgestöbert
- eine spannende Sache!
Ich habe eine kleine Geschichte, die sich möglicherweise eignen
würde.
Falls Interesse besteht - genauere Inforamtionen zu meiner Person
reiche ich gerne nach!
Mit Grüßen
Andrea Heinisch-Glück, Wien
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Von:
Claudine Brandau
Gesendet: Mittwoch, 25. August 1999 22:17:21
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Texte von Claudine Brandau
Zwei Texte unterschiedlicher Art, die, so hoffe ich, gefallen! Wenn
es so ist, melden Sie sich bitte bei mir! Ich würde gern teilnehmen
an Ihrem literarischen Projekt!
1. Sprachspiel( bitte laut lesen!)
1.
Die finstere Motte
Komm herein, finstere Motte,
weiß mohnt der Schnee am Hamelein,
ein triller Bausch feecht durch die Nacht,
und Kauz und Krochte schieten im Wald.
Ich halte still, finstere Motte,
braun ist dein Schlapp aus Moor deine Kutte,
klimpernd sacht deine fachten Schwaden,
flatt, flatt, flatt auf meiner Hand.
Ich frage dich, finstere Motte,
brauner Engel aus lauschtem Fach:
Kommst du von den Schtiemen, die im Hamelein schtrotzen,
und von den fernen Pallonaden,
die schnaben die fubste Melodei?
Jipp - schnibbelt die finstere Motte,
und ihre Schtrotzen gluhchen wie Schtiemen,
die prim-prum-prohieren - pauh! Boah!
Und aus sticken Butten schrilltrillerliert sie:
von oten Takeln und lotem Patt, von iezen Küten und teutem
Toh.
Es war das Lied vom großen O!
Die Mohnschonsanonate.
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NULL IM TUNNEL
Das alljährlich vom
Literaturhaus und dem Literarischen Colloquium Berlin veranstaltete
presse-öffentliche Autorentreffen "Tunnel über der
Spree" beschäftigte sich in diesem Jahr vom 10.9. - 11.9.
unter Beteiligung von NULL mit Literatur & Internet.
Literarisches Colloquium
Berlin, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin, Telephon 030 - 8169960

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Von: nothnagel.baumann@t-online.de
Gesendet: Freitag, 17. September 1999 19:14:32
An: null@dumontverlag.de
Betreff: null; in/out
Halloo null!
Ist da niemand mehr? Wieso gehts nicht weiter auf Seite in/out?
Gab es keine Zuschriften mehr?
Gruß Judith Nothnagel
NULL IM ARCHIV
Anläßlich der Mitgliederversammlung
der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften präsentierte
sich NULL vom 18.9. - 19.9. im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg
unter anderem mit einer öffentlichen Veranstaltung am Samstagabend
um 20.00 Uhr.
Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg, Rosenbergerstr.
9, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telephon 09661 - 2659
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Von: muc@mails.ch
Gesendet: Mittwoch, 29. September 1999 13:19:32
An: null@dumontverlag.de
Cc: 1
Betreff: NULL: Wo kann man selber michmachen?
Hallo Freunde,
Wo kann ich selber mitmachen/mitschreiben bei dem vielen Schwarz?
Vielleicht bin ich aber nur zu ungeduldig?
Danke fuer kurzen Piep.
Von: ulrike.bg@t-online.de
Gesendet: Samstag, 2. Oktober 1999 22:40:12
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Ausdrucken
Liebe Macher,
wißt Ihr, daß sich die Seiten nicht richtig ausdrucken
lassen? "This job requires more memory than is available in
this printer." Nun, ich habe keinen schwachbrüstigen printer.
Natürlich kann man die Texte in Extradateien speichern etc.
Aber bißchen umständlich.
Ich denk, das Problem sind die schwarzen Flächen. (Meldung:
"Reduce the number of fonts in the document.")
Vielleicht weniger Friedhof? Wär schön!
Gruß aus München
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Von: Benilton
Gesendet: Dienstag, 5. Oktober 1999 01:07:14
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Leider dass ich nur diesen Artikel gefunden habe
Was passiert zum Menchen wenn die Dichtung öffnet die Meinung
und das Wort geht züruck zum Anfang? Das isto doch die Poesie:
der Anfang. Das Genesis. Der Schein des Anfangs. Ich bin Dichter
in Brasilien und lese gern auf Deustch.Ich wohne in Belém,
im Nord. Ich habe die ganze Seite durchgelesen. Leider dass ich
nur diesen Artikel gefunden habe. Ich wollte merh Poesie in Netz
zu forschem.
Benilton Cruz
Belém PA
Brasilien
Von: MIRKO WENIG
Gesendet: Dienstag, 5. Oktober 1999 11:33:58
An: null@dumontverlag.de
Betreff: neues gedicht (von Mirko Wenig)
hallo!
hier wieder einmal ein neuer auswuchs meiner kreativitaet:
als wir den ozean zersägten
einen ozean wolltest du pflanzen...
erwachten im quietscheentchentraum
tausend wale zogen mit uns bahnen
tausend robben spielten mit uns ball
tausend wellen schaumschlag
die illusion spielte plitsch platsch
mit löchrigem schwimmring um den bauch
plitsch platsch spielte der schwimmring
mit löchriger illusion um den bauch
plitsch platsch spielte der bauch und verdaute
schwimmring und illusion
mit der gießkanne wolltest du einen ozean pflanzen
damit wir uns fischen können
an goldenen angelhaken
einen ozean wolltest du pflanzen
damit wir ihn begrünen können
mit unseren blauen träumen
einen ozean wolltest du pflanzen
und vergaßt die säge nicht
als wir säten
sägten wir
(Mirko Wenig ´99)
Von: Thomas5181@aol.com
Gesendet: Mittwoch, 6. Oktober 1999 20:16:59
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Null-Beitrag
Hallo,
ich habe Ihre Homepage mit Interesse gelesen und finde die Idee
und ihre Umsetzung großartig. Da ich selber von Zeit zu Zeit
Gedichte und ähnliches verfasst habe, habe ich an diese e-Mail
gleich eines "angehängt".
Hoffentlich gefällt es Ihnen und sie nehmen es in ihr Projekt
auf. Allerdings ist mir einiges noch nicht klar geworden: Werden
sämtliche Beiträge in Buchform veröffentlicht? Wann
wird das Buch (wenn es eines gibt) erscheinen? Sind sie Mitarbeiter
vom Dumont-Verlag? Kann ich am Freitag, den 15.10.99 auf der Buchmesse
in Frankfurt weitere Details über Ihr Projekt erfahren?
Vielen Dank schon im vorraus für die Beantwortung meiner Fragen,
Thomas Reiner
Von: F.F.[SMTP:FF@MAGNET.AT]
Gesendet: Sonntag, 10. Oktober 1999 20:23:32
An: 'null@dumontverlag.de'
Betreff: Notizen
Sehr geehrter Herr Hettche,
mit ganz großem Interesse und Neugier habe ich mich auf Ihrer
website umgetan und über dieses faszinierende Projekt gestaunt.
Ich sende Ihnen anbei einen kurzen Text, vielleicht können
Sie ihn dazunehmen. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Es grüßt aus einem herbstelndem Wien
Felii Frisée
Letzter September
Den ganzen September waren die Schokoladencroissants in der Anker-Bäckerei
im Angebot, und jeden Tag kaufte ich eines, bevor ich zu meiner
Mutter ins Krankenhaus fuhr. Jeden Tag freute ich mich auch aufs
Neue darüber, daß es im Gebäude nicht nach Desinfektionsmitteln
roch, sondern nach Kaffee. Wann immer ich zu ihr kam. Vielleicht
liegt es daran, daß es ein Wiener Krankenhaus ist.
Die Tage waren warm und schillernd und glitten unmerklich in dieses
frühherbstliche Schweben, in dem die Bewegungen langsamer werden.
Ich sagte allmorgendlich mein Sommergebet auf, damit die schöne
Zeit fortdauerte: "Es ist, als würde der Sommer sich weiten
/ um mir Zeit zu geben / ihn zu erleben". Es half.
Meine Mutter und ich sahen durch das Fenster im 16. Stock über
die zusammengewürfelte Stadt, erkannten jeden Tag ein paar
Gebäude mehr und freuten uns, wenn die Vorhersage am Ringturm
wieder Sonne prophezeite.
Auch wenn Ma nichts davon hatte.
Ich riß mir die Zeit an ihrem Bett aus meinem übervollen
Terminkalender und kam dennoch in diesen Stunden zur Ruhe. Als Tochter
saß ich bei ihr und ließ sie zum ersten Mal nach langer
Zeit durch meine Erzählungen wieder intensiv Anteil an meinem
Leben nehmen. Es tat uns beiden gut. Wir wurden Freundinnen. Spätabends
ging ich dann nach Hause, zurück ins Schreiben, dem einzigen,
was zu dieser Zeit nicht weh tat.
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Von: Lord Kray
Gesendet: Dienstag, 12. Oktober 1999 06:35:18
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Oh jeh!
Guten Tag,
habe mir heute den neuen Spiegel ("Die Enkel von Grass und
Co.") gekauft. Und ich habe beschlossen: Es gibt Literatur
nach Eichendorff. Wenn auch nicht viel.
Erstaunlich, dass ich - abgesehen von Eichendorff und den Romantikern
- ausgerechnet bei Benjamin von Stuckrad-Barre und Helmut
Krausser - nach jedem dritten Satz "Ja, genau!" rufen
muss.
Eine kleine Reise durch das bei Ihnen ausgestrahlte Material zeigt
mir jedoch: Selbst "Literaten" kochen nur mit Wasser.
Was finde ich? Überwiegend dünne Geschichtchen. (Einige
der Null-Schriftsteller hätten jetzt sicher schlau den Bogen
zum Wassersüppchen
geschlagen.)
Nein. Ich kann es nicht besser. Wollte ich nur mal loswerden. Und
zu den Elfton-Gedichten der Unentdeckten sage ich gar nichts.
Trotzdem gefällt mir die Null-Idee sehr, sehr geil.
Von: tvonstuckrad@t-online.de
Gesendet: Mittwoch, 13. Oktober 1999 00:22:33
An: null@dumontverlag.de
Betreff: kein Betreff
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei eine von mir verfasste Kurzgeschichte, welche in meiner persönlichen
Umgebung bereits auf Ovationen stieß.
Für eine etwaige Publikation wäre ich Ihnen sehr verbunden,
verstünde indes naturgemäß eine Ablehnung, erwarte
eine solche im Grunde.
Auf Antwort hoffend
sowie für die Lektüre dankend,
Thimo von Stuckrad.
Von: Deborah Foulkes
Gesendet: Donnerstag, 14. Oktober 1999 12:16:34
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Beitrag
wie zärtlich man
mit einer kettensäge umgehen kannsie schweift hin und her
streift
die berberitzen
es ist eine liebkosung
sie sind dankbar
es ist möglich
in Chorweiler
dankbar zu sein
die berberitzen in Chorweiler
sind dankbar sie atmen auf
einer kettensäge liegt sanft und leicht
in der hand
es ist gnädig
so
gestreichelt zu werden
von aller last
der blätterwelt
endlich
be freit
dankbar dank dankbar
die berberitzen am straßen rand
in
Chorweiler
21.9.99
Von: nothnagel.baumann@t-online.de
Gesendet: Donnerstag, 14. Oktober 1999 13:38:16
An: null@dumontverlag.de
Betreff: in/out; veröffentlichte Texte
Hallo Null!!
Das ist ja nicht zu verstehen, mein blöder Spruch, (ob Null
keine Zusendungen mehr bekommen hat), wird ins Internet gestellt.
Aber mein Beitrag, ein Zeitzeugnis fürs Jahr 1999 nicht.
Vielleicht ist er ja auch verloren gegangen:
Erdfinsternis
Ausgestorbene Städte leere Straßen
der Marktplatz getaucht in eingefrorene Stille
Wandelndes ich zwischen erwachenden Figuren
niemand sieht die Augen der Anderen
erhabene Planeten weichen von ihren Stellen
aufkommender Wind Menschenfreundschaft
die Zeit rauscht durch orangene Tore
goldene Dunkelheit kriecht über die Welt
vibrierende Körper vereinen sich mit herabsteigendem Himmel
einzelne Vogelrufe erinnern an Lebendigkeit
die Tiere legen sich schlafen
Sonne und Mond tauschen unbeobachtet Geheimnisse
im Schatten verharren die Zerstörer
Judith Nothnagel
Von: Andreas Reinhold
Gesendet: Freitag, 15. Oktober 1999 20:24:51
An: null@dumontverlag.de
Betreff: null
Herbstliche Vermählung
Schlag auf
deine sehnsuchtsverhangenen Augen
daraus du trankest süßen Saft des Vergessens
im Gewand der einsamen Nacht
Der Fliedermond liebkost deinen Pfirsichmund
Ach, laß mich ein weiteres Mal
davon kosten
in der Nische deines Busens
ruhen
Betörend
der Gesang der Eule
sie lauert in
ihrem Nest
welches dich frösteln ließ
Sturmwind entfacht
Oh, meine Herbstbraut, vergilbte Laubblätter
werden unsere Trauzeugen sein
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Von: B. Odile Endres
Gesendet: Montag, 18. Oktober 1999 17:05:50
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Internet-Literatur
Hallo,
Kompliment für ihre "Null-Site". Eine schöne
Idee, diese Karte zum Einsteigen.
Ich vermisse nur bei vielen Beiträgen die Elemente Bild und
Hyperlink. Die Bezeichnung Literatur-Pioniere scheint für diese
Art von Literatur mehr als gewagt. Wie sehen Sie das?
Die wahren Literatur-PionierInnen bewegen sich offensichtlich jenseits
der Verlage. Vielleicht wäre ein Link auf die diversen Internet-Literatur-Wettbewerbe
nicht von Schaden?
Gerne können Sie auch irgendwo einen Link auf meine Web-Page
setzen: sie
besteht zum großen Teil aus Internet-Literatur - so wie ich
sie als Schriftstellerin verstehe. Besonders empfohlen seien die
"Spuren". Aber auch die jahr.1000.www.ende bietet sich
an.
Nehmen Sie's als Anregung.
Viele Grüße
B. Odile Endres
Oder der Beginn zum Glaube?</span> Von: RolandZoss
Gesendet: Sonntag, 24. Oktober 1999 23:34:03
An: null@dumontverlag.de
Betreff: hand aufs herz
Guten Tag,
Ihre Site ist etwas vom Originellsten, was mir unter den Sternen
ins Auge geschnuppt ist! Gratuliere.
Hätten Sie ein Schwarzes Loch frei, in dem ein Poem Platz hat?
http://www.bboxbbs.ch/home/zoss/schrift/handpoem.htm
Seid gegrüsst
Roland Zoss
Von: doreen
Gesendet: Samstag, 23. Oktober 1999 15:00:05
An: null@dumontverlag.de
Betreff: von Gunnar Lonkowsky
DER ALTE MANN
Da sitzt er, ein alter Mann,
geknickt am Stock, der ihn hält
und gefangen in der Hülle seiner selbst.
Mit einem Gesicht, das sprechen kann,
und Händen, die Hoffnung berührten.
Gefangen im Käfig der Zeit.
Beschränkt?
Da sitzt er, ein weiser Mann
und blickt ins Nichts.
Verloren in sich?
Zeit belohnt mit Einsamkeit
und Hoffnung mit Angst.
Ist das das Ende?
Oder der Beginn zum Glaube?
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9
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Von: "Bernd
Liß"
Gesendet: Samstag, 30. Oktober 1999 15:36:54
An: null@dumontverlag.de
Hallo!
Mich würde interessieren, wo Thor Kunkel geblieben ist, der leider
den Ingeborg-Bachmann-Preis nicht bekommen hat, jedoch trotzdem mehr
als bloß lesenswert zu sein scheint......
Ciao! |
8
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Von: Helga Mali
Gesendet: Mittwoch, 3. November 1999 07:05:36
An: null@dumontverlag.de
Betreff: hettche
hettche war also mal ein kind...
ich gehe davon aus, dass man sich alle texte
runterladen darf zum billiglesen. danke,
helga marie mali
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7
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Von: Andre Stockamp
Gesendet: Sonntag, 14. November 1999 20:51:46
An: null@dumontverlag.de
Betreff: Teilnahme an dem Projekt "Null" !
Sehr geehrter Herr Hettche
Vor wenigen Tagen erfuhr ich von einem Bekannten von dem Projekt
"Null" und habe heute die Zeit gefunden mir die Seite
für eine längere Zeit anzuschauen und verschieden Geschichten
zu lesen.Ich wußte nicht von dieser Seite und habe viel Spaß
beim lesen gehabt.Da ich selber gerne schreibe und überlege
etwas von mir zu schicken,würde ich gerne mehr über die
Bedingungen zur Teilnahme wissen.Ich freue mich über mehr Informationen
und hoffe auf eine Antwort.
Gruß: André Stockamp
Von: weiling-pr@t-online.de
Gesendet: Sonntag, 14. November 1999 21:01:12
An: null@dumontverlag.de
Betreff: NULL ansehen und lesen
Neugierig auf eine Vorerzählung zu Jahreswende, quicke ich
www.dumontverlag.de/null/:
Null: gegen Null soll die Hardware gehen, bald, demnächst in
den Jahren, nach den großen drei 0-en. Gegen Null und implantierbar,
schluckbar, spritzbar, auf Reisen durch Adern und H I R N. Nun also
vorerst doch noch der Schirm (als Schutz vielleicht?). Und "in"
NULL? schönes, schwarz-weißes Design. (erinnert an Braun-Rasierer
und Brauns Schneewittchsensarg). Schöne Karte und Index und
zwei Reihen von Monaten untereinander. Und w u n d e r s c h ö
n e Texte. Tieftraurig: Ich bin Klärchen, unter dem Schädeldach:
auf dem Schirm stehts, schwarz auf weiß (oder das, was die
Gewöhnung dafür hält). Auf dem Schirm und ab in die
Datenbahn, die Übertragungszeit geht gegen Null.
Ich bin Klärchen, schwarz weiß und Böse Löwen,
Nebel, Adressbuch, Warten Wäscheleine, Schnecke, Eigengehäuse,
Rattenkanal, Keller, Rost an meine Räder, Kronen des Parks,
Schläfen, Transit, Wetternet, Julia, Babajaga. Galerie.
Ein Held ohne Krieg: das wär doch was. Theater, Polaritäten,
Arno, Geiger, Zero eins, Sirene, Postkarten (IV), Postkarten (VI),
John, Ode, Postkarten (V), Lachen, Kulturreferent, Verschlußzeit,
Bremen, Postkarten (I), Postkarten (II), Postkarten (III), Dein
Jan Peter Bremer, Schutthaufen, Schemel, Frische, Sonne, den Mond
berühren, Armbändchen, Geisterstunde, 0, das Jahr des
Sonderdorados (Welser und andere Konqustadoren), Versuche, Zeit
hervorzubringen, Zweitausendfähig, Mitternacht zu lesen, Zero
vier, Zero drei, Zero fünf, Zero sechs, Wolfurt im August,
Mattigkeit, Einsam, Stefan, Katharina, ein Zitat geht in Ordnung,
Hirn, Ein Tag, Universalratgeber, Hacker, Ein Tag,, Ein Tag,, Professor
Inge Flimmrich, Katemin, Ein Tag,, Joachim, Recht und Unrecht, Solothurn,,
Kosovo. Ein Protokoll, Leben, Jota, Lieber Thomas, Mon, Aug, Goethe
und ich, Erdbeben, Ego, Herbst, Ich bin Klärchen, Auge, die
Fabel, Doctores, Für den nächsten Tag, Holbein, Länglichkeit,
lieber Thomas, Mal wieder NULLung, diesmalberlinsch, meine Zeit,
Mittwoch im Silberstein, Pop, Pustekuchen, Scheitern?, Zweifel,
Zoe, Weltuntergang, Walpurgisnacht, Tunnel über der Spree,
Tierleben, Sonne, Sommerloch, Sendung, 0, Chrom, Netzliteratur,,
Nullung, Holocaust, Thema EURsthetik, Zwischenzeitliche Notizen,
Sehnsucht nach ner Nase, Lachen?, Blitzschach, Klimazonen in uralten
Schädeldächern, Birgit, Trugwild, Klingeln, Versagen,
Gefühl, Halloween, Hallo, Jota, Gute Nachricht, Helfershelfer,
Joachim Helfer,, Durchsicht, Erzählen und Entscheiden, der
Fall Ophelia, Haut écriture Colloquium Berlin, Inkubation,
Natur,Göteborg, Wellen, Frühes Ende, Rhein und Strände,
Mehrweg, Film-Film und das Nichts, 0, blond, anders, UHU-Bomber
(to be continued), Ungeduld, Nervosität, Aufräumen, Nördlicher
Sternenhimmel, Wanderer auf Umwegen, Gladiatoren, Extreme, Aufräumen,
Rap Pur, Don, Okt: 7 (/), die zwölf Osen, (Januar) zur ersten
Ose: Obachtl, Zweite Ose: Osm, Kathrin, zur dritten Ose: Lotterie,
zur fünften Ose: Lebl, Brückenkopfl & Co, zur achten
Ose: Endl, zur siebten Ose: Wundr & Furunkul, zur vierten Ose:
Teer, Sabine, Vorerzählung, Saison, Folgen, Jota, Millenium,
0, von Buddha, Mozart und Hitler, Schneiderlein, Ein Denkmärchen,
Aufruf, Widersprüche, NULL-Teilnehmer und NULL-Benutzer, Jan,
Sohn, Vorhandensein, Johannes, Freunde, Hirnspiele, Freunde!, Multimedia,
Durchschnitt USA, Literatur, Eins sagt sie, Drei sagt sie, Füße
im Himmel, Internet, Asyl, Sechs sagte sie, Rede, Ziffer, Füße
im Himmel II, Gedenken, Amt, Professor, Vergeltung, Vorgänger,
gegeben hätte, Bad in Oslo, Maulbeerticker, Wörter, Auskünfte,
Prosaischer Ausflug, Bogen, Zwei Notate, Jan Peter, Ode, Sonnenuhr,
Ende, Jahrhunderts, Bulgarien, Tina, Falken, Kricketfeld, Monsun,
Schatten, Respekt, Kaiser, Gesicht, Bestes, Wanne, Respekt, kleiner
Schlegel, Lärm, Welt, Morgentau, Hotellift, Koffer, Treppen,
Ecke, Loge, Wohnungen, Straßenbahnen, Finanzierungsroute,
Chinatown, Opium, Zähne schwarz, Seide, Tee, Kopf über
Wasser, Trommler, Takt, Lächeln, Treppenhaus, Behalten, Ziffer,
letzte Stunde, Dezember, Großer Rat, Rücken, Zinnen,
Mund, Zunge, Börse, Dachziegel, Nußschalen, Feuer, Hitzträume,
U-Bahn-Orange, Jungs, Kirchen, Köpfe, Base, Piquéstoff,
Schlieren, Türkis, Sonnenbrillen, Nacken, Klänge tragen
noch immer Frisuren, Haarfarben, wie im letzten Jahr, Seewind, Alleebäume,
Jahr, Jahrtausendwende, Welt, Datum, Achselzucken, Medien, Marketing,
Kulturbetrieb, Politik, Abschnitt, Projekt, Null, Jahrtausend, Wort,
Internet-Anthologie, Klang, Bangen, Fernsehen, Lenor-Gewissen, Geschöpf,
Männer, Umriß, Kurven, Babyspeck, Haare, Wasserfall,
Rücken, Alleebäume, Sonnenblumen, Treppe, fremde Körper
überall, anliegende Hemden, Gerüche, Gewölbe, Soul,
Poren, Schlepptau, Sommersommersommer, Richtung, Weitung, Sonderling
Ende, Treppe, Pochen, Wiegen, Luft aus Sex, Baß, Tage, Straßenbahn,
Giftgrün, Besen, Eimer, Balkan-Initiativen Moudi, Zeitlupe,
Bewegungen, Kamerun, Sakko, Schlaghosen, Farbtöpfe, Augendeckel,
lila Schatten, Wimperntusche, Debatte, Feuilleton, Intellektuelle
Europas, Buch, Haltbarkeitsdatum, Emphase, Aufrauschen, Verantwortung,
Generation, Geschichte, Gespräche, Reflexe, Jahrhundert, Zisch,
Plopp, Balkan-Kulturprogramme, Elchschaufeln, Rudolfplatz, Alleebäume,
Sonnenblumen, Massengrab, Tonschüsseln, Hochzeit, Morgen, Morgenmantel,
Quittenbaum, Turnschuhfüße, Furchen, Erdbeeren, Ziegelschalen,
Gehsteig, Lust an der Hüfte, Ausgabe, Breiwasser, Himmel, Weiß
auf Schwarzweiß, Lücken der gebrannten Dächer, Handfläche,
Höhe, Lebens- und Schicksalslinie, Schlechtes, Sturm, Bäume,
Lang, Verrückter, Breiwasser, Löschwasserpfützen,
Lücken der Dächer, graue Jogginganzüge, Kavallerie,
Erinnerung, Vergessen, Gespenster der Archive, Herbstaus der Patsche
zu helfen, Dagmar, Europa, Umgebogen, Geborgtes, Tau zwischen den
Jahren, Eisenbahn, Hochsprung.
Gegen Null.
Vorerzählung
Vorerzählung
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6
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5
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Von: Schmauck.Langer@t-online.de
Gesendet: Montag, 29. November 1999 13:25:39
Betreff: Marcel Beyer 7.10.
Antwort auf?
Von: Schmauck.Langer@t-online.de
Gesendet: Montag, 29. November 1999 13:40:02
Betreff: Marcel Beyer: 7.10.
Jochen Langer: Doppelte Buchführung
Ohne dass ihm das selbst sogleich bewusst wurde, begann Frederik,
was seine Beobachtungen betraf, irgendwann mit einer Ar von 'doppelter
Buchführung'. Er hatte eine Wohnung in Grünau zugewiesen
bekommen, einem Neubaugebiet für 80000 Menschen auf der grünen
Wiese, ein paar Kilometer außerhalb vom Zentrum Leipzigs,
gleichwohl mit S-Bahn und breiten Zufahrtsstraßen gut erschlossen:
einige Dutzend gewaltige Wohnblöcke, gesichts- und schmucklos,
darunter zwei drei Quader, kaum unterscheidbar von den Wohnbauten,
in denen Schulen, Kindergärten,Einrichtungen des täglichen
Bedarfs untergebracht waren.
Seine Tarnung bestand darin, dass er bei der Messe arbeitete, bei
einer Abteilung, die Handelsgeschäfte mit den Skandinavischen
Staaten abwickelte. Diese Firma existierte wirklich, und sie machte
auch wirkliche Geschäfte. Er hatte ein kleines Büro, kaum
mehr als ein Schreibtisch, vor und hinter dem jeweils ein ärmlicher
Stuhl stand, ein Rollregal, eine Schreibmaschine und ein paar Aktenordner,
die mit den Nationalitätskennzeichen von Dänemark, Schweden,
Norwegen und Finnland beschriftet waren. Auf dem Schreibtisch befand
sich ein Telefon, das abgehört wurde.
Er war der Sohn eines Stalinisten alter Schule, der erst nach dem
Sturz der Ulbricht-Clique an den Rand gedrängt worden war.
Seine Mutter hatte ihren Mann in Moskau unter Emigranten kennen
gelernt, was eine ehrenwerte Mythologie war. Ihr eigener Vater war
von den Faschisten im spanischen Bürgerkrieg standrechtlich
erschossen worden. So weit die Fama, die Moskau erreichte. Georg
Thorns Eltern waren in Dresden während der englischen und amerikanischen
Bombenangriffe auf die Stadt; ihre Leichen wurden nie gefunden.
Manchmal fragte sich Frederik, ob er ihn diese Herkunft dazu prädestinierte,
ein besonders linientreuer Verfechter des Sozialismus zu werden.
Oder ob er ein Opponent gegen das System hätte werden müssen.
Wie lange, wie viele Jahre hatte er mit der Vorstellung gelebt,
zu den Auserwählten zu gehören, die ihr Glück untrennbar
mit dem ihres Landes verbanden?
Doch irgendwann, das wusste er, ohne einen bestimmten Zeitpunkt
nennen zu können, war es ihm sinnlos erschienen, weiterhin
einfach zu leugnen, dass das herrschende System dem Glück des
Landes ebenso abträglich war wie dem eigenen. So ließ
ihn der Gedanke nicht mehr los, die Arbeit an diesem Unglück
aufzugeben.
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4
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Von: weiling
Gesendet: Donnerstag, 9. Dezember 1999 21:33:22
Betreff: Eine Suada für Birgit Kempker
Ich sende Ihnen:
""Eine Suada für Birgit
Kempker
Geschirr kann stechen. Der Baum: "Freut dich das?" Ich
mag Tagebuch. Was
ist: 'Sorry-sein?' Ich lag in Schüben wie in Pappeln, jetzt
rauschen sie noch. Natürlich gibt es eine Schublade (aus Holz).
Es fällt mir ein, dass ich glaube, es ist gut. Fürs Ekelhafte
ist die Kunst und edel.
Sehe ich mich, wenn es mir einfällt, mir einfällt, dass
ich ekel, und ekelig bin?
Ich stand im Haus. Ich stand vor dem
Abbruch. Sich brüsten, vorm Haus aus Baumholz. Kaum zu unterscheiden
waren die Flamingos, die ich zeichnete und seien es Übergangsvögel
am Abend-himmel. Sie können auch schlimmer als Enten in einen
Aufruhr geraten.
"Aber wir kommen aus der Kindheit." behaupteten sie. Was
allen ekliger ist wegen der Fiktion. Was ist sie - die Fiktion?
Ficktion? Rhetorik?
Wer macht Rhetorik vor dem Baumholz-Haustor?
Bei Johann in der Altstadt, das gute Essen, das gute Licht, der
gute Blick. Ich am Anfang der Schlange. Was heißt: ich genieße?
Nach dem Ekligen langen Stück für Stück. Hervorzustossen,
Zeile für Zeile. Räpchen hier, Rändchen dort. Dass
ich hier an dem Standpunkt, an den Flamingos vorbei gehe, weiß
ich selber. Knurrhahn. An was es einmal in mir brechen wird und
davor , Zeile für Zeile? Oder in die Zeitung, ins Magazin?
Auch recht, soll auch recht sein. Keines meiner Glieder.
Apropos Geister! Es mangelt nicht an Behandlung.
Einmachen ist manchmal ein dreckiges Geschäft. Ich mache zum
Beispiel Metzger ein, dass ich auf fahlem Schimmel sie nicht beleidige,
ist richtig: als gemeines Geheimnis nicht. Im Gebiet springen sie
weg. Frag ruhig, warum! Beruhigung entweicht ihnen kurz, bis sie
kochen.
Er, ihr Innungsmeister, mag Rhetorik. Er macht zum Beispiel, bevor
er denkt, den Bauch flach. Denkt er. Flach bin aber nur ich in der
Welt.
Wenig Widerstand bietet er mir, der Alte. Er bietet auch keinen
Angriff.
Ich freue mich, dass alle Metzger keinen bieten. Eins aber ist Dasselbe
in anderen Gestalten: an Wänden wirkt das Bild sehr doll: der
Vater, der mich entdeckte. Bitte kein Klappern, kein Kategorienfehler,
bitte keine Schlangen, bitte dabei sauber bleiben.
Wer Rhetorik angeht, handelt er, wie er beliebt. Dass ich das kann,
eher als dass ich leer brechen kann, muss damit zusammenhängen,
dass ich neu bin und auch sein muss, so ähnlich.
Wittgenstein im Zentrum zu brechen, zart und stumm, ist schwer.
Zum einen ist, was er ins Tagebuch schreibt, eher schwarz. Zum anderen
berichtet noch jemand kaum, dass ich es war. Ich suchte da unten,
wo ich stand. Und doch wollte ich reiten. Auch das Mädchen
ritt. Auf einem Ruhefleisch.
Heisst das, dass Ekel gar nicht wichtig ist? Dass mir einfällt,
dass ich mich vielleich vor gar nichts ekel? Dass es soweit gehen
könnte, dass ich Flamingofleisch esse? Was für eine Fiktion!
Ist denn der Flamingo das, was das Tagebuch aus meinem Gedächtnis
machte? Oder nicht noch weniger?
Dem nach einem äusserlichen Schein Beurteilten fällt es
schwer, sich einzurichten.
Ich ekel dem Eis aus Kühlschrank. Das Eis war kühl. Ich
ekel dem Räpchen hier, dem Rändchen dort.
Nein, dass ich hier am Rand des Stadtparks an den Flamingos vorbei
sehe!
Ich ging an ihnen noch nie vorbei. Den Flamingos gebührt kein
hartes "Vorbei!". Ich ging ein andermal darüber nachdenken,
was es mir einmal brechen wird. Und davor ging ich überlegen,
Zeile an Zeile oder in die Zeitung, ins Magazin. Auch ins Hirn käme
ich mit meinen Zeilen gerne.
In sich käme gerne ein Mädchen mit einem Liebhaber, den
ich kennen sollte. Ein Liebhaber, vor dem nicht in belchischen Worten
gewarnt würde. Für sich käme sie gerne hinein. Ich
sehe mich vor.
Hart auf den Boden knallen - das war in dem Bungalow im Stadtpark,
neben dem Weg an den Flamingos vorbei. Der Liebhaber , mit dem ein
Mädchen gern in sich käme, gedemütigt durch Zwang,
im Himmel, kannte die Strecke. Diese Tiere, denen ich so viel verdanke
und so viele Gedanken schenke, findet er unwichtig. Doch nicht erst
mein Ekel-Satz tat ihm gut, ein bisschen eklig war ihm schon vorher
lieber als nur Einer der Himmel ist.
Wenn ich den Satz, von dem es heisst, dass er einen weiteren Satz
ergibt, in Wirklichkeit denke, denke ich an Kränkung. Durch
abrupten Seinsunterbruch per Fiktion, per ekelhaftem Stolz, denke
ich ihn mir noch ein wenig näher an die Wirklichkeit. Ist der
Satz von den Ekelhaften denn nicht auf die Welt gebracht worden?
Zugegeben, ich weiß es nicht sicher.
Ich ekel mich.
Der Satz lag auf der Küchenbank. Ich ass sehr viel Schluck.
In der Tasse.
"Lass, das ist ekelhaft!"
Ist das möglich? Oder ist das Vater? Oder ist das dem Mädchen
gut, das gern in sich käme. Ein Salz-Satz kann kurz sein und
und glitschig, der dir anstelle der Wirbelsäule in den Leib
hineingeschoben wird.
Kind sein ist Ekel vor Fiktion, Tarnung für die Deutung, wenn
der Himmel analysiert, der Schuh, der dich vor das Tor drückt.
Ich, Pechmarie! Dieser ungebetene Kleckstest samt der Entschlossenheit
die mir abgeht! Lauere ich weiter auf den Satz? Womit? Ein Pferd?
Falsch? Richtig? Es ist schön, dieses fahle Licht. Dieses Licht,
dass er eines langen beruhigenden Dinges wegen brennen ließ.
Die sich dieser Lichte bewußt zu sein wähnen, bis unter
Getue der Irrtum auffliegt. Alles, was du tust, baut dieses Mißvergnügen
auf. Und hat es
diesen anderen Zwang nicht auch noch gegeben? Sauberkeitzwang, der
auch die, die ihn achteten, auf meine Schultern lud, sodass sie
nicht auf mich zählen konnten. Viel Bizarres verschloss sich
mir vielleicht. Der Lehrer in Aufregung, das Zimmer stand voller
Eimer, und der Ente wurde erneut eine Fiktion zuteil.
Nichts kann man mir recht machen. Ich fürchte nämlich
den Tod. Vor Wunschangst entsteht Ekelsucht. So wird es bald eine
Auslöschung. Es ist Lüge und Trügel. Pfusch-Barmherzigkeit.
Weder die des Wortes Liebhaber zu sein vorgeben, noch, die dafür
bekannt waren, wissen um die kleinere Bedeutung, ohne sich das klar
zu machen.
Ohne Häufchen legen sie dreckigen Halses ihre Gedanken an den
Straßen entlang neben die weggeworfenen leeren Schachteln
und Flaschen in Gras, Unkraut und Graben.
Zwirbelnd, bittend, schön schleimig, zärtlich, drehend,
schön fest hielten sie ihren Satz und zum Ritzen und Stechen
geeignet schliffen sie ihre Sprache. Eher ist ein Satz verloren,
der als Liebesbetrug auffliegt, als dass einer wirklich beruhigt.
Es ist ein und eins. Beispiele: der Mann in der Mitte des Grabens
zum Beispiel, Eis aus Kühlschrank, Schübe wie in Pappeln.
Einmal ist das nur Einbildung ähnlich der, wenn man eine eben
ekelhafte Pose stehend fortfotografiert, eine Liebesstory spielend.
Zum anderen ist das eine Vorstellung für Viele: Ich darf mich
vor der Fiktion sehen lassen. Sie aber ekelt sich vor dem Satz!
Siehe, ich verdenke mich schon wieder. Von Zikaden zu denken, was
für eine Vorstellung!
Ich ekel mich vor diesen Texten, die mich nicht meinen. Ich ekel
den Stoff an. Oh, ich dränge mich so. Wer eine Fiktion macht,
ekelt sich nicht so gut wie ich.
Für Sonja schreibe ich nun eine Sekula, ich glaube eine ekelhaft
stinkende. Ich ekel mich weniger, wenn ich mich ekle. Es zu etwas
bringen, muss schön sein. Dass ich kein Ende finde mit dem
Versuch, es zu nichts zu bringen! Ich, die fühlt, wie es in
mir bremst. Ich, die das Ungebremste fühlt. Eine Illusion sind
auch die Enten, die Flamingos und das Baumholz. Und haben denn die
Drei von der Sorte nicht die Sonne? Ein Planet als Erde. Ein Vogel
als Sinnsucht. Oder nur wieder ein trocknes Buch? Wirklich, ist
Wittgenstein wirklich? Oder ist er eines von den Pferden? Richtig:
ich ekel mich nicht. Falsch, Einhalt ist geboten!
Kunst ist gut fürs Ficken. Eine Fiktion ist wegen der Materie
eine Fiktion. Ohne Materie gäbe es keine Illusionen.
Fehlreifungen: da stehts!
Mit der Fiktion stehen viele auf Kriegsfuss. Mancher steht auch
unmittelbar mit ihr auf Lustfuss. Auf eine Fiktion aus der Kindheit
kommt immer ein Souvenier. Dem Erwachsenen ist seine Kindheit eine
Fiktion, eine unvorstellbare Idee. Wenn er sich überhaupt die
Mühe macht. Es denn unter Zwang, Sauberkeitszwang. Ausserdem
kennt kaum jemand seine Fiktionen als solche. Wenn schon, dann springt
er sofort heraus, sollte er sie erkennen.
Ich glaube übrigens nicht an Reifefehler. Gehe ich zum Beispiel
durch eine Fiktion, betrügt die Rhetorik - eine Art Fiktionssimulation
- die Fiktion selbst. Mach ich nicht gern, aber dann bleibt mir
nur, sie zu beschmieren. Da kommt es auf jeden Handgriff an. Später
ist nichts mehr zu ändern. Reifefehler? - Lächerlich!
Dir sollte das mit deinem Köpfchen länsgt klar sein, Sonja,
denke ich.
Fiktion? Alle haben sie plötzlich denselben Babyschub? Es ist
der Schneeballeffekt. Film? Weniger ekelhaft als ein Titel, ein
Behälter? Es ist ein Schneeballeffekt, finde ich.
Dann wieder denke ich an Sonja vorbei in die Schule hinein, Flamingos
meinetwegen oder auch Enten. Und ich bekomme erst Lust auf Flamingos,
dann Lust auf Wasserkresse. Es gehe denn um Fiktion.
Die Fleischesserin nebenan trennt sich seltener vom Selber-Entensein,
das zwischen Ente und mir, mit den Fluten drin ist.
Aussagesatz: "Ich ekel mich vor meiner Fiktion."
Fragesatz: "Kann das Bild sich in die Berliner Sätze schieben?
Klart sich das bis ein Längeres ein Strengeres anhimmelt?"
Die Sonja, vor Aufgelöstheit stockstarr. Die Frau auf belchisch.
Ich schlafe gern, auch mit dem Metzger. Ich setze für ihn das
Wort, den incognito Reisenden, den Unerkannten, für Kasse.
Nicht auf Frau Holles Art, mütterlich die Betten machend. Nicht
nach Fasson der Pechmarie, rekelnd und voller Illusionen. Und erst
recht nicht nach Gusto der Gold-Hyäne, für die nichts
gut genug ist. Mich täuscht er nicht, der Metzger ohne Satz.
Ich weiß, was mich beruhigt. Für ihn habe es gehabt,
dann ihn auf den Boden gesetzt. Seine Füsse bilden seinen Nachnamen,
dass dies keine Gedanken, sondern ein Futteral für mich, das
lose Mädchen sei.
Das sind dann so Situationen. Er schiebt alle Kissen übereinander,
verstärkt, bündelt seine Kraft vergeblich. Ich rieche
und reibe ihn, rufe:
"Was, mit welcher Welt willst du es? Welches Ich soll ich dir
verkaufen?"
Ich gefalle mir in dieser Situation, nicht aber später. Nein,
es geht nur noch kurz weiter, wird selten länger, er breitet
sich noch einmal aus, grinst, grüßt und geht.
Ein Bild für Leute bleibt nicht, nur für meine Illusion
und meinen nächsten Satz. Die, die es nicht wissen, Gelehrte
genannt, gelten entgegengesetzt speziell als Hüter einer anderen
Wirklichkeit. Apropos Logik: Gesetze in einem zweiten Gang sind
niemandem etwas schuldig.
Meinetwegen auch Güte zweiten Grades. Was auf den Dielen, auf
den Kacheln, unterm Gras wartet. Kunst ist gut fürs Ficken.
Ist gut fürs Ekelhafte. Eine Suada, Sonja. Eine Suada, Birgit.
Gut sein. Es wäre mir lieber, dass ich voll bin. Ich habe in
der linken die Haare wie selbstverloren. In meine Hand nicht hingesetzt
sind meine Sätze und Worte aus den Behältern. Es war ein
multiomnipotenter Sysyphosrausch, begehrbar. Es hätte, ganz
wie du die Süssigkeit willst Sonja, mehr sein dürfen.
Hörst du nicht? Es läutet sich heiss. Es wird ganz ruhig.
Vom Stoppen dreht der Teller heisser. Vor der Fiktion von Lust.
Falsch, vor der Illusion von Lust. Richtig: er heisst Paradox. Wie
heisst Sie? Was heisst hier? Verstehen? Kein Hauch. Ein durch den
Tod geläutertes Paar.
Ich ekel mich gern. "Ich" heisst: Macht. Häufchen
am Schnürchen. Mo, moie Honigreden. Frauen oder ein Gegenmittel.
Was lang ist, verhindert Hysterie. Es sei denn, der Flamingo habe
mich lieber, als dass ich hier sehen kann. Dann ekel ich mich schon
lange, auch ich. Wie sehr ich mich ekel, das zu tun, was ich mich
nicht traue mit dem Metzger. Ich denke, ich ekel mich nicht vor
dem Metzger, ich warte auf das, was er war.
In keiner Ohnmacht liegt der Schlüssel für das Ganze.
Ich bins nicht gewesen, schliesse ich aus der Anzeige. Auch vor
dem Anschluss eierte das Satzbild in verschiedenen Schattierungen.
Ich esse und bereue, dass ich einen Schrank mit jeder Schublade
beleuchte. Ich wußte davon, weil das,was ich täglich
lese, was für Ekelhafte ist. In einem bekam ich später
recht: der Metzger war ein Süßer. Davor rechnete ich
stets damit, dass er sich offenbarte, was ihm aber nicht leicht
fiel. Ich löschte dann das Lich, nur um kurze Zeit wieder mich
im Bett hinzusetzen.
Schlimmer, ekelhafter konnte es doch gar nicht kommen, hatte ich
geglaubt und das nur, um auch Tiere im Kopf zu haben und ein Drama
voller Sehnen, Muskeln und Molusken. Im Regen, als es lange Stücke
Schinkenfleisch gab, erholten wir uns ein wenig. Fast schrieb ich
an Sonja Sekula in New York. Fast telefonierte ich mit Birgit.
Ich fand nicht in den rechten Hals, an den Haarspitzen beginnend
materialisierte sich eine neue Illusion mit Sätzen und im Gedächtnis.
Es war gar nicht so ekelhaft. Es war das Erträgliche, Alltägliche.
Das war dafür eine Fiktion. Deshalb doch wieder eklig, weil
sie noch immer ist. Der Frau lugten glatte Strähnchen seitwärts
aus der Kappe. Den harten Sätzen folgten wärmere Gesten.
Es ist das, was ekelhaft scheint.
Was mich beruhigt, betrügt mich, ist ein Abhebungsarm, ein
Fiktionshebel. Je länger das Stück über die Teppich
rollt, desto mehr beruhigt auf diese Art der Metzger mich in seine
Wortlosigkeit. Noch jede Frage nach dem "Warum" endete.
Macht vielleicht genau das eine Fiktion? Oder: eine Fiktion ist
eine Lösung für jemand, der jetzt in geistigen Mühlen
(bitte keine Analogie, keine Geräusche) jetzt in geistiger
Verwirrung sich dreht? Eine Lösung für jemanden, der sich
bei der Berlinerin aussen am jeweiligen Glas ausweint und austrinkt?
Dass ich immer den letzten Ton haben kann, das entscheidende Wort,
ist mir sehr wichtig, wenn ich ehrlich zu mir bin, weiß ich
es sogar. Es war ein Pferd. Es war keine Fliege, kein Reiten, Fahrradfahren,
es war kein Paddeln, kein Kriechen, Kraulen, kein Staken, kein Hüpfen.
Es waren vielleicht die Geräusche von Ratten. Sie machen schon
mal diesen Terror, auch unter dem Eindruck der Gifte, die wir kennen.
In langen Reihen, die voller geräumiger Antworten bersten,
stehen Kinder, in einer scheinbaren Ordnung, ohne sichtbaren Einschub.
Und das glaube aber nicht, dass vor dem Schrank eine Klammer für
die Vor-Vokabeln angebracht werden könnte! Sogar vor einem
neuerlichen Körperbau ekelt es mich, wenn es so eine Konstruktion
denn gibt, mit der unterm Kussmund zum Küssen bereit zu sein.
Mein Kopf gefüllt mit einer Suada, meine Haare, würdig
eines ekligen Alten. Weil es eine Krautweibes bedarf, sie zu retten,
darum suche ich nach solch einer Hexe herum.
Auch beschäftigt mich noch immer dieser Satzkomplex des Metzgers,
der sich ekelt und in seiner Werkstatt kreist. Es gibt dort Hebel
für das fahle Pferd. Und das ist ein anderes Kapitel. Er läuft,
will das Drama lösen. Falsch, er will es richtig anfachen,
eine Krise auslösen, eine Leib-Seele erlösen.
Kein Urahn, der mitkäme in eine Kneipe zwischen verschlagenen
und verschlafenen, schlingernden und listigen Männern von den
Schiffen. Aber er will den Stoff wie ein Urinbecken mehren. Wer
da eine Fiktion macht, das rasch zu lösen, hat keine Flamingos
gekannt. Ich habe keine Lust beim Erstellen einer neuen Fiktion,
dreckiger als manche, als wenn ich da viel machen könnte. Die
Angelegenheit stösst auf eine alte starre Friktion und muss,
weil es diesen Zwang zu machen gibt, davon erst wieder langsam und
zäh getrennt werden. Wer die Fiktion will, den Leib löschen,
der erfindet eine neue Trennung und macht sich zu Flamingos auf.
Es ist wie ein Ekelrausch.Von der Ente grummelt der Magen. Ich fürchte,
dass ich manchmal nicht bei meinem Verstand, sondern bei dem des
Metzgers war. Ich traf mich mit der, der ich bin. Wie sehr ich das
Holz auch drehe und säge, es fällt mir aus mir selbst
heraus. Um in Ohnmacht zu geraten, mir zu helfen, jage ich nach
der Fiktion der die Enten folgen. In Ruhe kommt mir selten jemand
vor, der angeekelt, nämlich aus einer Fiktion gemacht, etwas
von Wittgenstein "selig"findet.
Zweimal schreibt Sonja von ihrer Fiktionsfreude, von ihrer Schreibschwäche,
von knopfigen Augen und von einer neuen Nappalederjacke. Sie erwähnt
in langen Sätzen den fleischigen Nacken eines Passanten, der
sie mit tiefen Blicken bedachte, während er mit der linken
Hand in seinem Toupierten fühlt. Man könnte erbrechen,
wenn man tatsächlich nichts mehr möchte: Mode oder Nomade.
Wir ekelten und ich meine, ich sehe zu viele schüttelnde Hände
um die Frau im Rampenlich. Nicht auf Frau Holles Art, nicht nach
dem Geschmack des Drachen, der Maulwürfe müssen wir gedenken.
Sonja blutete, die Nase juckte und du dachtest, es verlange die
Nacht ein Opfer. Angst vor Nichts. Vor Nichtfehlern. Was ich nicht
weiß, wenn es mir einfällt: ich ekel mich davor, nicht
vor dem, der gar nicht da war und das ist nicht derselbe. Er wusste
alles, dachte ich nur. Es war kein Bild. Es war ein Satz oder eine
Illusion. Köpfchen!
Das kommt aus dem Gedächtnis, das muss der Metzger wirklich
nutzen. Wer,
wenn ich schlafe in seiner Werkstatt, auf der Welt nicht aus dem
gleichen Stoff ist, vergißt nicht. Schlag auf, schlag laut
ein auf den Topf. Es geht um einen Wortfetisch, um einen Satz, um
eine Illusion. Wo ist das nächste Tier? Soll denn nichts weiter
sein? Aber natürlich, Übergangsvögel am Abendhimmel.
Sonja liest mir vor. Schau nicht, dass ich mich vor was auch immer
spanne! Wenn es dir, Sonja, einfällt zu gehen nicht sofort,
sondern später, tu es!
Nichtwiderstand. Nichtstoff. Lichtstoff. Nichtich. Ist dadurch der
Flamingo in einer Nichtwelt? Kein Blinddarm, keine schizophrenen
Schübe, vor allem, wovor ich mich nur in Acht nehmen kann von
Schopenhauer und Nietzsche, vor allem das trübe Glas (Halblicht).
Auf die Nervosität der oder des anderen spanne ich eine vorgetäuschte
Haftschicht und zu Boden gleitet die Scham.
Ohnmacht pur, Ekel par excellence. Paralyse. Es legt mich kein Metzger
mehr aufs Pferd, ich ekel mich nicht, jetzt zu kommen, ich nenne
ihn Inspektor.
Zu Pferden lassen sich Sätze sagen, wenn sie gut pusten. Da
drängen sie der Lösung einen tiefen Rausch ab, vor dem
kein Reim standhielt. Ich such nach dem Satzkopf, dem Reimzwang,
der mich falsch werden läßt. Was mich berührt, betrügt
mich richtig: Mamis Haare zupfte stets die
Selbstverlorenheit. Heute hat sie kalkuliert. Es rupft eines Berliners
Hand, die sie zu sich zwingt. Dann wieder sinniert sie über
Selbstbehauptung nach. Drum kalbe ich hier halb energisch. Sagte
ich es nicht, Sonja? Für und für die Enten. Auch die Flamingos,
stehen für Sätze, ekelhafte. Ich hab den Satz gern. Vielleicht
für später? Ich schau zu und ich schau die Augen an und
reibe sie.
Es schloss der Metzger die Tür, dachte ich um mich zusammenzuhalten,
mich als Tannenbaum. Hier geht eine Fantasie schrauben, hier wird
ihr etwas untergeschoben, nachdem es unter dem Schaltpult so ausschaute,
als wäre es Liebe. Ich sah in ihm keine Tiere.
Seh ich doch stets in den Himmel. Und was ich schaute, ist deine
Kunst, Sonja. Gut fürs Ekeln: Schwanz. Satzschwanz, Satzmittelstück,
Satznabel, Satzzwang. Kunst ist gut fürs Ficken, ein unnützer
Satztorso und ein Desaster. Enten könnten auch Enten sein.
Sei es, wie es ist. Wie löst dieser Stoff eine Sicht aus? Sahen
die Berliner sich vorgezimmerte Sätze oder vorgezimmerte Särge
an? Dies Bild, Blei, dass ich goß für dich, Sonja. Ekelhafte
Sätze.
An dieser Stelle kommt dann ein Kran ins Spiel und räumt auf.
Mit dünnem Bein, rosa am Teich, dass sie so reiten kann? Und
dann die Wiener Wirklichkeit und das Blut. Und so viele Männer
im Mainzer Stadtpark. Ach du träumendes Hirn, süsslich
wummerndes Herz, spazierendes! Dass du die Zitate des Wittgensteins
nicht änderst! Was heisst hier Spenden? Ein Pult vielleicht?
Ist die Schuld zu groß?
Flamingos stehen am Rand des Teiches. Und das Tor gerade im Radio?
Betrug? Ist das genauere Wort für 'Tor' 'Stühle' oder
'booten'.
Rechts der Mann, der mir stets davon Segment für Segment ermöglichte.
Statt zu träumen spricht er von Hebeln und Hebels Belchismus.
Ich ekel mich im Tagebuch, in langen hervorzustossenden Anschlüssen,
dass ich in Stücken gehe. Ich mag es. Ist Fiktion, was Tagebuch
ist?
Zu langen, ekligen wird, je mehr es ist, Stücke der Ekel. Es
treten Platzhalter, Pusteblumen, Ruhestrecken, Kuschelkissen auf,
Stellvertreter zu sein. Im Satz: da stehts! Ich ekel mich, steht
da.
Über dem steht in steifen Lettern:
"Tue, was du tust! Tor aufwachen, überlachen, weiter machen,
kleines Ekelhaftes, dein Traum beruhigt. Spring zurück, Seilchen!
Gut, Seilchen! Spring!"
Auf der Seite des Traumes standen zwei nackte Mädchen, ich
lief die Strasse entlang, dass mir dies einfällt trotz des
Pferdeinschubes! Und dann wieder:
"Überhaupt Wittgenstein, hebelt Träume. Und nichts
anderes."
Bunt mein Geschlecht, purpurn und heiss. Und auf dem Tor stand etwas:
"Sieh in ihm ein Kissen für Feder und Himmel! Entscheide,
Spindel und Brunnen und mache es rückgängig!"
Das macht den Metzger gleichzeitig begehbar und begutachtbar, dachte
ich in einem erneuten Satz ekeliger Fiktion. Ich hatte ihn und quatsch,
und richtig, beruhigt. Doch so, als sei er gut und also ekelhaft,
bin, ich, wenn ich in Steghose und Coat, sein Sohn, nicht seine
Frau. Er hält als Sohn mich, siehe oben und siehe Hamann.
Die Ekele des ganzen Zoos und Kosmos, des ganzen Zirkus erfährst
du, gleich einer Empfindlichen und läufst wie Wirklichkeit.
Es lief aus mir und unter mich so sehr, als wär ich ganz allein
in diesem Traum. Ich schrieb, verliess ein wenig meinen Selcher
- und siehe da ein weit'rer Veterinär erschien. Er wurde rasch
von mir ins Vertrauen gezogen, der Veteran. Und gab mir mehr als
einen Liebesbetrug. Mehr als Sätze, falsche und viel Lust an
Fiktionen, die zu Lust standen in Vielem. Noch folgten die bizarreren
nicht. Brachial erst von Sätzen gebeugt. Von unten nach oben
folgten die, die ohnehin vor Ekel mich zitierten, trotz Trost.
Schatten vor mich! Nicht Geheimsprache chiffrieren. Ich ekel mich
vor meinem Schweifzwang, Bekenndrang, Gedankenstrich, vorm Kidnapping,
vor Ekel. Mich ausbrechen, des Wortes erbrechen. Vormalige Fiktionen
verstehen! Es heisst:
"Der Satz ist Fiktion."
Was extrem ekelhaft ist.
Mich am Satz festhalten, von dem, was ihnen aus Gläsern, die
kein Wasser besetzte, geboten wurde. Sie wiederholten, die Figuren,
Orte, Motive, Sätze, Begleitumstände. Ich wechselte, nicht
ekelhaft, das Wort. Noch nicht.
Derweil aus dem Fuß der Park wuchs. Was für eine Welt?
Wie ertrage ich Ekeltoleranz? Ich habe, wie ekelhaft, wenig Ekelhaftes.
Die Fiktion macht, sehnt sich nach dem Meer. Wer mich davor wenig
ekelt, ich an mir oder wie? Oder belchet sie für sich heblisch?
Wir sahen und nicht mehr vor seinem Traum von Wittgenstein, Arterien
und Nerven. Ich sagte:
"Hier dein Kopf, Metzger, als Wurzelgeflecht, war er wohl zart."
Wie Wittgenstein, sagte ich das zum Metzger, der zu zart war, um
als Vitalstoss und eklige Zikade durchzugehen. Und der trotz Bachmann,
trotz des Zitatentrosts allzu lose einem Mädchen als gebündeltes
Mädchen zuging. Der er zuging, um mit nichts zu tun zu haben,
was ich wiederum zu schwach zum Brechen fand. Das Einzige:
"Spring weiter! Spring in den Stadtpark, Flamingo zurück!"
In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Unmittelbaren stehen meine
negativen Fiktionen.""
Mit freundlichen Grüßen, Hanjörg
Bahmann
Von: a9610615
Gesendet: Freitag, 10. Dezember 1999 13:59:40
Lieber Nuller,
hier als kitschiger beitrag meinerseits zu meiner lieblingswegsite
ein minutengesang über phyrrussiege, (was auch immer dies sein
mag):
Eure Martina Wadl
Victoire:
ging er von hinnen
verwundet, doch mit festem schritte
und dannen
erst, des abends spät
beschlich ihn diese enge
in der brust, so:
erbsengroß und doch so kalt
erbebte er
und in der anderen behausung
verzog der rauch sich nicht
durchs kalte ofenrohr
fuhr eine seele gen himmel
als eine einsamkeit ertrank
im whisky der nacht.
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freut sich auf Zuschriften und Kommentare unter null@dumontverlag.de.
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