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Lieber Thomas, anbei mein letzter Null-Text, schrieb
vor wenigen Tagen, als es hier in Frankfurt gerade zum ersten Mal in diesem
Jahr schneite, Leander Scholz. Ein wenig traurig macht es mich schon,
dass Null bald zuende ist, denn ich hatte mich gerade an das Projekt gewöhnt.
Es ist tatsächlich fast soweit, das Jahr unüberschaubar
eben noch vorüber, und so mache ich mich an das letzte Editorial
zum Abschied, denn überall im Haus ist man am Packen und die Raketen
und Silvesterböller werden sich bald schon durch leere Fenster in
stillen Zimmern spiegeln, in denen dann alles wie für immer festgehalten
und unveränderlich sein wird: Ein Jahr in Texten. Bald schon ein
Buch, das dokumentieren wird, was war. War was? schade dass es nun
aus und vorbei ist mit NULL. hat spass gemacht. see you, sabine. NULL
ist ein Ort von Stimmen geworden, die mir fehlen werden. Wer will, kann
problemlos in ihren Echos die Landschaft jüngerer deutschsprachiger
Literatur imaginieren, doch etwas anderes ist es, was mir den Abschied
schwer macht: Lieber Thomas, jetzt weiß ich endlich, was ich
für Null noch tun kann, mailte gerade noch Herzlich:Dein Kopetzky,
und von Aris Fioretos kam die kleine Vormeldung: zwei neue Texte fürs
NULL-Projekt kommen demnächst. Für diese Lust am
schreibenden Austausch jenseits ökonomischer Verwertungsmöglichkeiten
möchte ich mich bei den Autoren bedanken, weil sie damit NULL tatsächlich
für ein Jahr zu einem besonderen Ort im WWW haben werden lassen.
Und natürlich danke ich dem DuMont Verlag für sein Engagement,
unseren Sponsoren, aber vor allem Harald Taglinger und Jana Hensel, die
mich durch dieses Jahr begleitet haben. Und all jenen, die hier waren,
um zu lesen. Und grüße die, die in Zukunft zufällig einmal
vorbeikommen und durch die stillen Räume des verlassenen Hauses gehen
werden, um vielleicht das Laken von einem verhängten Möbel zu
nehmen, ein Bild zu betrachten und unsere Gesichter darauf, oder sich
selbst in einem der literarischen Spiegel. Ich freue mich auf die Silvesternacht
in Glarus, werde mich um 20h vor den Fernseher setzen und die Hiobsbotschaften
bzgl. Millenium-Bugs aus dem Pazifik, dann aus Australien, dann Japan,
Russland etc. verfolgen . Sei wie immer herzlich gegruesst, stammi bene,
Perikles. Ja, Du auch. Und Tschüß.
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